Premierenfilm

Alcarràs

ES/IT 2022, 120 Min., DCP, Catalan/d-f, ab 6 Jahren
Regie: Carla Simón
Darst.: Jordi Pujol Dolcet, Anna Otín, Xènia Roset, Albert Bosch, Ainet Jounou, Josep Abad, Montse Oró, Carlos Cabós, Joel Rovira, Isaac Rovira, Berta Pipó, Elna Folguera u.a.

Die Familie Solé verbringt seit Generationen den Sommer auf ihrer Pfirsichplantage in Alcarràs, einem Dorf im Süden Kataloniens. Doch die diesjährige Ernte dürfte wohl die letzte sein, denn die Familie nutzt das Land nur aufgrund einer mündlichen Vereinbarung, die einst der Urgrossvater der Solés mit dem Grundbesitzer geschlossen hatte. Nun hat dessen jüngster Spross das fruchtbare Land an ein Konsortium verkauft, das hier Hunderte von Solarpanels aufstellen will – das wirft mehr Gewinn ab als Pfirsiche. Das bevorstehende traurige Ende der Obstkulturen führt zu einem Zerwürfnis innerhalb der Grossfamilie. Während die Jüngeren das Beste aus ihrer misslichen Situation zu machen versuchen, hält der Vater starrsinnig an Traditionen fest, derweil der Grossvater die Welt nicht mehr versteht. Regisseurin Carla Simón, 1986 in Barcelona geboren, hatte in ihrem ersten Langspielfilm «Summer 1993», der 2018 im Kinok zu sehen war, Kindheitserinnerungen verarbeitet. Sie war sechs Jahre alt, als ihre Eltern an Aids starben, und wuchs bei Verwandten auf dem Land auf – inmitten einer ständig herumwuselnden Schar von Kindern. Kinder waren in diesem mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Erstling (u.a. als bester Debütfilm an der Berlinale 2017) die eigentlichen Hauptfiguren. Auch in «Alcarràs», einer Hommage an Carla Simóns Onkel und Tanten, die ebenfalls Pfirsichbauern sind, hinterlassen die glücklich unter den Obstbäumen herumtollenden Kinder den stärksten Eindruck. Sie sind es, die den von Laien getragenen, sorgfältig choreografierten Ensemblefilm zu einer Hymne an das Leben auf dem Land machen. An der diesjährigen Berlinale gewann «Alcarràs» den Goldenen Bären, und kürzlich wurde bekannt, dass der Film im kommenden Jahr Spaniens Beitrag zu den Oscars sein wird. Maxi Braun schreibt in epd Film: «Wie schon in ‹Summer 1993› beweist Simón ungeheures Einfühlungsvermögen in kindliche Erfahrungswelten. Wenn die Kleinsten der Solés, die die Sorgen der Älteren zwar spüren, aber noch nicht verstehen, sich ins Spiel und in ihre Fantasie flüchten, ist das auch eine Auszeit für uns als Zuschauende – die Zeit steht hier im Spiel still. Darin beweisen die Kinder mehr Weisheit als die Erwachsenen, die aus Angst vor dem Morgen das Heute verpassen.»

 

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