Frances McDormand – Eine Klasse für sich

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

US/UK 2017, 115 Min., DCP, E/d, ab 14 Jahren
Regie: Martin McDonagh
Darst.: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Caleb Landry Jones, Kerry Condon, Alejandro Barrios, Jason Ledford, Darrell Britt-Gibson, Abbie Cornish u.a.

Die Mittfünfzigerin Mildred lebt allein in der Kleinstadt Ebbing im Bundesstaat Missouri und hat kürzlich ihre Tochter auf brutalste Weise verloren: Sie wurde vergewaltigt und verbrannt. Als es Monate später immer noch keine Hinweise auf die Täterschaft gibt, mietet Mildred drei Plakatwände am Ortsrand, auf denen sie die Polizei der Untätigkeit beschuldigt und dabei namentlich den lokalen Polizeichef nennt. Mildreds unfassbare Wut ist nachvollziehbar. Und so versteht man auch den Dialog nur zu gut, der sich entspinnt, als sie wieder einmal erfolglos auf dem Polizeiposten nach dem Stand der Ermittlungen fragt: «Wie läuft das Niggerfolter-Geschäft?» Worauf der Polizist sie freundlich korrigiert: «‹Nigger› darf man nicht mehr sagen, es heisst jetzt ‹People of Color›-Folter.» Es sind unter anderem Szenen wie diese, die dem Film des irischen Regisseurs Martin McDonagh, der mit den schwarzen Komödien «In Bruges» (2008) und «Seven Psychopaths» (2012) bekannt wurde, Kultstatus verliehen haben. Die grösste Qualität des Films liegt aber im exzellenten Ensemble, allen voran Frances McDormand in ihrer verhärmten Gnadenlosigkeit, Woody Harrelson als Polizeichef mit existenziellen Kümmernissen und Peter Dinklage, bekannt als melancholischer Zwerg aus «Game of Thrones». Martin Wolf schrieb im Spiegel: «McDonagh hat ‹Three Billboards› für Frances McDormand geschrieben – und diese Frau fürchtet sich vor niemandem. Umso mehr Angst kann man vor ihr bekommen. Wie weit wird sie gehen? Und wie weit ist man als Zuschauer bereit, ihr dabei zu folgen? Der Film stellt beiläufig heikle moralische Fragen, über Selbstjustiz, über die Grenzen unseres Mitgefühls. Im Zweifel riskiert er nämlich immer ein bisschen mehr als erwartet. Dabei ist ‹Three Billboards Outside Ebbing, Missouri› eigentlich ein unmöglicher Film, ein Widerspruch in sich. Eine Tragödie mit unfassbar komischen Dialogen. Melancholie, die immer wieder ins Groteske kippt – und umgekehrt. Ein Rachedrama, in dem auch Versöhnung möglich scheint. Ein Thriller, der die grossen Konflikte der Gegenwart aufgreift, sexuelle Gewalt und Rassismus, ohne zum Lehrstück zu werden. Und ein durch und durch amerikanischer Film über die amerikanische Provinz, wie ihn die Amerikaner allein offenbar nicht mehr hinkriegen.»

 

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