Premierenfilm

Unrueh

CH 2022, 93 Min., DCP, Dialekt/F/Russ/d, ab 6 Jahren
Regie: Cyril Schäublin
Darst.: Clara Gostynski, Alexei Evstratov, Monika Stalder, Hélio Thiémard, Li Tavor, Valentin Merz, Laurence Bretignier, Laurent Ferrero, Maya Irion, Daniel Stähli u.a.

St. Imier im Berner Jura um 1877. In der örtlichen Uhrenfabrik ist die Arbeiterin Josephine Gräbli verantwortlich für die Unruh, die Komponente, welche im Inneren der mechanischen Uhren schwingt. Als Vorarbeiterin gehört Josephine auch zum Kreis derer, die sich um eine veränderte Organisation der Arbeit kümmern müssen. Denn die lokale Uhrenindustrie steckt in einer Krise, die Finanzen sind aus dem Lot, und es mehren sich die Zeichen einer Zeitenwende. Bei ihrer Arbeit kommt die junge Frau in Kontakt mit der lokalen Bewegung der anarchistischen Uhrmacher:innen, die mit der internationalen anarchistischen Arbeiterbewegung in Kontakt steht. Einer ihrer wichtigsten Exponenten ist der Russe Pjotr Kropotkin, der, als Kartograf getarnt, die Arbeiter:innen agitiert. Diese lassen sich von seinen Ideen inspirieren und fordern das Ende von Nationalismus und Ausbeutung. Nach «Dene wos guet geit» beweist Regisseur und Drehbuchautor Cyril Schäublin mit der gleichen formalen Strenge und dem hintergründigen Humor, der seinen spektakulären Erstling auszeichnete, nun auch in diesem wohl ungewöhnlichsten Kostümfilm des Schweizer Kinos, dass er einer der eigenwilligsten und vielversprechendsten einheimischen Filmschaffenden der jüngeren Generation ist. Seine vielbeachtete Weltpremiere hatte «Unrueh» an der Berlinale im Parallelwettbewerb der Encounters, wo er für die beste Regie ausgezeichnet wurde. Andreas Scheiner schreibt in der NZZ: «Tief in ein Herz blickt Cyril Schäublin, ins Herz einer Uhr: Die ‹Unrueh› ist das Schwingsystem im mechanischen Zeitmesser, aber der Filmtitel steht auch für ein Brodeln, eine Stunde null. (…) Schäublin und sein Kameramann Silvan Hillmann haben akribisch Tableaus komponiert, die unaufdringlich von der Begegnung einer Uhrmacherin mit dem russischen Kartografen Pjotr Kropotkin erzählen. Mit wunderbarem Sprachwitz, maximal entschleunigt schildert Schäublin, wie die Proletarierin und der Anarchist sich annähern. Man meint’s fast zu hören: Hier haben sich zwei getroffen, die gleich ticken.»

 

Die Premiere am 22. November findet in Anwesenheit des Regisseurs Cyril Schäublin statt. Das Gespräch führt Saiten-Redaktorin Corinne Riedener. 

 

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Premiere am 22. November mit Regisseur Cyril Schäublin. Moderation: Corinne Riedener.
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