Frances McDormand – Eine Klasse für sich

Nomadland

US 2020, 107 Min., DCP, E/d-f, ab 6 Jahren
Regie: Chloé Zhao
Darst.: Frances McDormand, David Strathairn, Linda May, Gay DeForest, Patricia Grier, Angela Reyes, Carl R. Hughes, Douglas G. Soul, Ryan Aquino, Teresa Buchanan u.a.

In Empire, einem kleinen Industrieort im ländlichen Nevada, schliesst nach der Finanzkrise von 2008 der letzte grosse Arbeitgeber, eine Gipsplattenfabrik, seine Tore. Für die 60-jährige Fern bedeutet der Verlust des Arbeitsplatzes, wie für viele andere auch, dass sie in dem Ort keine Zukunft hat. So packt sie ihre Sachen in den Van und bricht als moderne Nomadin in ein neues, ungewisses Leben auf. Unterwegs lernt sie andere Aussenseiter:innen kennen, die sich ebenfalls für ein vagabundierendes Leben jenseits der Norm entschieden haben. «Nomadland» basiert auf dem 2017 erschienenen gleichnamigen Sachbuch der Journalistin Jessica Bruder, die darin aufzeigt, dass in den USA immer mehr Menschen weit über das Pensionsalter hinaus arbeiten, weil ihre Rente schlicht nicht reicht, um sich zur Ruhe zu setzen. Die chinesischstämmige US-Regisseurin Chloé Zhao hat aus dem Stoff ein betörendes Roadmovie geschaffen, das eine grossartige Frances McDormand ins Zentrum stellt, ansonsten aber im neorealistischen Stil grösstenteils mit Laien an Originalschauplätzen aufwartet. Am Filmfestival Venedig gewann der Film 2020 den Goldenen Löwen, 2021 erhielt er zudem drei Oscars für den besten Film, das beste Drehbuch und die beste Hauptdarstellerin. Florian Keller schreibt in der WOZ: «‹Nomadland› von Chloé Zhao ist zwar ein Film über das weite Land und die versprengten Leute, die darin in vorübergehender Gemeinschaft zusammenfinden, ein vagabundierender Western über prekarisierte Menschen unserer Zeit. Aber nicht nur in den Bildern weitet sich der Horizont in diesem Film, der seine Figuren am liebsten vergoldet im Abendlicht zeigt oder im schummrigen Abglanz der blauen Stunde. Auch die Wörter haben hier oft etwas Flirrendes. (…) Und nur weil ‹Nomadland› so gar nichts Anklägerisches hat, heisst das nicht, dass der Blick des Films politisch getrübt wäre. Auch das Flüchtige ist politisch, man muss es nur hören und sehen wollen. (…) Und so ist ‹Nomadland› immer auch ein Film über die Trauer, über die Sehnsucht nach dem offenen Horizont und nicht zuletzt auch: über die Ungebundenheit einer Frau, die versuchen muss, ihre wirtschaftliche Unsicherheit in eine prekäre Form von Freiheit zu verwandeln.»

 

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