Premierenfilm

The Card Counter

US/UK/CN/SE 2021, 111 Min., DCP, E/d, ab 16 Jahren
Regie: Paul Schrader
Darst.: Oscar Isaac, Tiffany Haddish, Tye Sheridan, Willem Dafoe, Alexander Babara, Bobby C. King, Ekaterina Baker, Bryan Truong, Dylan Flashner, Adrienne Lau, Joel Michaely u.a.

Der ehemalige US-Soldat William Tell (!), ein Veteran des Irak-Krieges, zieht auf der Flucht vor seiner Vergangenheit als Kartenspieler durch die Casinos der USA. Als er eines Tages den jungen Cirk trifft, auch er ein ehemaliger Soldat, und dieser ihn um Hilfe bei seinem Racheplan an einem Offizier bittet, erwacht William aus seinem apathischen Dasein. Denn wie sich herausstellt, war besagter Offizier auch sein Vorgesetzter und wurde – im Gegensatz zu ihm und Cirk – nie für seine Kriegsverbrechen bestraft … «The Card Counter» ist kein Kriegsfilm, sondern ein leiser und düsterer Neo-Noir-Thriller, der mit den Traumata des Krieges arbeitet. Dabei spielen Szenen aus dem Foltergefängnis von Abu Ghraib, die in einem anderen Bildformat gefilmt wurden, wie ein fernes Echo mit hinein. Der 1946 geborene Paul Schrader wurde als Drehbuchautor von Martin Scorseses Welterfolgen «Taxi Driver» und «Raging Bull» bekannt, bevor er mit eigenen Filmen wie «American Gigolo» und «Cat People» Furore machte. Schrader, der in den 1970er-Jahren mit Regisseuren wie Francis Ford Coppola, Steven Spielberg und George Lucas zu den Galionsfiguren von «New Hollywood» gehörte, bewegte sich stets am Rand der Traumfabrik und bewahrte dabei seine Unabhängigkeit. Tobias Kniebe schreibt in der Süddeutschen Zeitung: «Männer, die das Leid der Welt auf ihre Schultern laden, in denen sich die Verbrechen und Psychosen ganzer Epochen verdichten – das war schon immer eine der Spezialitäten des Kinoerzählers Paul Schrader. Seine berühmteste Figur dieser Art schuf er noch als Autor – den Taxi Driver, Gottes einsamsten Mann mit seinen gewaltsamen Reinigungsfantasien. Später folgte der American Gigolo, der sich für die schönen Oberflächen verkaufte, danach Light Sleeper, ein Drogenkurier und Ex-Junkie, der von den Verheissungen und Verheerungen des amerikanischen Selbstbetäubungswahnsinns nicht loskommt. Oscar Isaac als Card Counter führt die Reihe dieser grossen Porträts nun würdig fort. Der Film ist einer der besten des vergangenen Jahres. Auch hier verdichtet sich eine Epoche – das Wüten eines schwer getroffenen Imperiums, das unter Druck seine niedersten Instinkte entfesselt – und dafür mit Blut bezahlt.»

 

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