Premierenfilm

One of These Days

DE/US 2020, 119 Min., DCP, E/d, ab 16 Jahren
Regie: Bastian Günther
Darst.: Joe Cole, Callie Hernandez, Carrie Preston, Devyn A. Tyler, Cullen Moss, Jesse C. Boyd, Lynne Ashe, Clyde Risley Jones, Cory Scott Allen, Lucy Faust, Jared Bankens u.a.

In einer texanischen Kleinstadt wittern zwanzig Glückspilze die Chance ihres Lebens: Sie wurden ausgelost, am alljährlichen «Hands On»-Wettbewerb des lokalen Autohändlers teilzunehmen, bei dem es einen brandneuen Pick-up-Truck zu gewinnen gibt. Alles, was sie dafür tun müssen, ist eine Hand auf den Wagen zu legen – und länger als alle anderen durchzuhalten. Klingt eigentlich ganz einfach, denkt sich auch der junge, mittellose Familienvater Kyle, der endlich beweisen möchte, dass er kein Loser ist. Aber: Sich anlehnen ist verboten, kurze Pausen sind nur alle paar Stunden erlaubt. Hitze und Schlafmangel machen bald allen zu schaffen, denn so ein Wettbewerb, der zieht sich über mehrere Tage. Verkauft wird das Ganze als grosser Spass für die ganze Familie, die Zuschauer:innen kommen in Scharen. Während um sie herum ein Volksfest tobt, wird der Ton unter den zunehmend erschöpften Teilnehmer:innen rauer, das harmlose Spiel zum bitteren Ernst … Inspiriert von einer wahren Geschichte zeigt der teilweise in den USA lebende deutsche Regisseur Bastian Günther Amerika als Provinzshow, angetrieben von der trügerischen Verheissung des American Dream. In sogartigen, psychologisch aufgeladenen Bildern richtet er das Brennglas auf soziale Ungleichheiten und porträtiert eine Gesellschaft, in der die Fixierung auf wirtschaftlichen Gewinn zur Tragödie führt. «Ein Film über uns, darüber, wie wir leben, über Schadenfreude und Voyeurismus, Armut und Träume, Menschlichkeit und Kapital», so Günther über seinen Film. Sein «Kammerspiel auf einem Parkplatz» zeigt eine Ausprägung des Kapitalismus in westlichen Gesellschaften: Das Leiden wird zur Ware, die soziale Spaltung dient dem Entertainment. Christiane Peitz schreibt in Der Tagesspiegel: «Günther gibt den Gedemütigten und Wohlstandsverlierern ihre Würde zurück, indem er die menschliche Tragödie hinter der anfangs so harmlos und bestenfalls schräg erscheinenden Szenerie zum Vorschein bringt. Die Tragödie von Kyle, der kaum was verdient und sich manchmal auf einem Autofriedhof hinters Steuer einer Schrottmühle setzt, von seiner jungen Frau Maria und ihrem Baby, die Sehnsucht nach einem kleinen, bescheidenen Glück. – Ein Highlight der Berlinale 2020.»

 

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