Premierenfilm

Herr Bachmann und seine Klasse

DE 2021, 217 Min., DCP, D, ab 8 Jahren
Regie: Maria Speth
Mitw.: Dieter Bachmann, Aynur Bal, Önder Cavdar u.a.

An der Georg-Büchner-Schule in der mittelhessischen Industriestadt Stadtallendorf unterrichtet Dieter Bachmann die Klasse 6b. Sie besteht aus 19 Schülerinnen und Schülern zwischen 12 und 14 Jahren aus 12 Nationen. Seit der Nazi-Zeit hat das Städtchen einen hohen Anteil ausländischer Bewohnerinnen und Bewohner, erst die Zwangsarbeiter der Rüstungsindustrie, in den Jahren des Wirtschaftswunders die sogenannten Gastarbeiter. Heute in Zeiten der Flüchtlingskrise sind es Migrantinnen und Migranten, die vor Krieg, Armut oder politischer Verfolgung nach Deutschland geflüchtet sind. Der 65 Jahre alte Lehrer entspricht nicht dem Bild, das man sich von einem kurz vor der Pensionierung stehenden Primarlehrer macht: AC/DC-Shirt über einem Kapuzenpulli und immer eine Mütze auf dem Kopf, mal gehäkelt, mal gestrickt, mal bunt, mal uni. Die Mütze gehört zu ihm wie seine Gitarre und die Jonglierbälle. Zu diesen Utensilien greift er immer wieder; er macht Musik mit den Kindern oder beginnt ein Spiel, wenn er das Gefühl hat, es sei der richtige Moment dafür. Und Intuition für den richtigen Moment ist das, was diesen Pädagogen am meisten auszeichnet, der eigentlich mit 40 den Lehrerberuf aufgeben wollte, wie er einmal im Gespräch mit Kollegen verrät. Natürlich wird in der Klasse von Herrn Bachmann nicht nur Gitarre gespielt und jongliert, natürlich schreiben die Schülerinnen und Schüler auch Aufsätze und Englisch-Tests – in keinem Moment bekommt man in diesen dreieinhalb äusserst kurzweiligen Filmstunden den Eindruck, die Kinder würden mit den unkonventionellen Unterrichtsmethoden womöglich wenig lernen. Vielmehr bedauert man es, wenn am Ende für Herrn Bachmann tatsächlich die Pensionierung und für die Kinder ein ungewisses Leben «draussen» Wirklichkeit werden. An der (Online-)Berlinale im März gewann «Herr Bachmann und seine Klasse» den Jurypreis und bei der Publikums-Berlinale im Juni erhielt der Film den erstmals ausgerichteten Publikumspreis. Beatrice Behn schreibt auf kino-zeit.de: «Hier wird im Kleinen das verhandelt, was die deutsche Gesellschaft im Grossen schon seit Langem versäumt. Man möchte fast stöhnen und seufzen, denn klar ist, dass dieses Land viel mehr Menschen wie Herrn Bachmann dringend nötig hätte.»

 

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