Charlotte Gainsbourg – fragil und furchtlos

The Cement Garden

FR/DE/UK 1993, 105 min, 35 mm, E/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Andrew Birkin
Darst.: Charlotte Gainsbourg, Andrew Robertson, Alice Coulthard, Ned Birkin, Sinéad Cusack, Hanns Zischler, Jochen Horst, Gareth Brown, William Hootkins u.a.

Der fünfzehnjährige Jack steckt mitten in der Pubertät. Das wenige, was ihn interessiert, sind sein eigener Körper, Science-Fiction-Romane – und seine sechzehnjährige Schwester Julie. Zusammen mit ihr und zwei weiteren Geschwistern wächst er in einer isolierten Umgebung am Rande einer Abrisssiedlung auf. Das Familienhaus gleicht einem Bunker. Nun will der autoritäre Vater auch noch den Garten zuzementieren, um ihn «pflegeleichter» zu machen. Doch schon nach wenigen Handgriffen beendet ein Herzanfall seine Ordnungswut. Niemand in der Familie scheint den Choleriker zu vermissen. Als bald darauf aber auch die Mutter stirbt, sind die Kinder plötzlich auf sich allein gestellt. Aus Angst, in Heime abgeschoben und getrennt zu werden, verheimlichen sie ihren Tod und verstecken ihren Leichnam im Keller – einzementiert in einem alten Metallschrank. Während der sechsjährige Tom beginnt, sich als Mädchen zu verkleiden, und die zwölfjährige Sue Halt in ihrem Tagebuch sucht, übernimmt die abgeklärte Julie zunehmend die Mutterrolle und spielt kokett mit den pubertären Annäherungsversuchen ihres Bruders Jack. Bis eines Tages Julies neuer Freund in seinem roten Sportwagen auftaucht, von den merkwürdigen Verhältnissen im Hause Wind bekommt und das sensible Gleichgewicht stört. Der 1978 erschienene Roman «The Cement Garden», die Geschichte einer Verwilderung, die mit dem Tod der Eltern beginnt und in das regellose, selbstzerstörerische Regiment junger Heranwachsenden mündet, machte den britischen Schriftsteller Ian McEwan («Atonement») auf einen Schlag weltberühmt. Fünfzehn Jahre später nahm sich Regisseur Andrew Birkin, seines Zeichens Onkel von Charlotte Gainsbourg, der populären literarischen Vorlage an und wurde für seine so verstörende wie faszinierende Verfilmung auf der Berlinale für die beste Regie ausgezeichnet. Eindrücklich balanciert sein Drama über eine Geschwisterliebe zwischen morbider Spannung, überraschendem Humor und der zurückhaltend inszenierten erotischen Anziehung der beiden Hauptfiguren – umwerfend gespielt von Charlotte Gainsbourg und Andrew Robertson, die in ihrer Androgynität die sexuelle Verwirrung ihrer Charaktere perfekt symbolisieren.

 

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