Stephen Frears – Meister aller Disziplinen

Dirty Pretty Things

UK 2002, 97 min, 35 mm, E/d-f, ab 14 Jahren
Regie: Stephen Frears
Darst.: Chiwetel Ejiofor, Audrey Tautou, Sergi López, Sophie Okonedo, Benedict Wong, Zlatko Buric, Paul Bhattacharjee, Damon Younger, Israel Oyelumade u.a.

In seiner Heimat Nigeria war Okwe ein angesehener Arzt. Nun lebt er als illegaler Einwanderer in London und hält sich mühsam mit zwei Jobs über Wasser: als Nachtportier in einem zwielichtigen Hotel und tagsüber als Taxifahrer. Eine eigene Bleibe hat er nicht. Für die wenigen Stunden Schlaf, die er sich gönnt, darf er die Couch der schüchternen Senay benutzen. Vor einer Zwangsheirat aus der Türkei geflüchtet, wartet sie auf ihre Aufenthaltserlaubnis und arbeitet – ebenfalls illegal – im selben Hotel wie Okwe als Zimmermädchen. Als Okwe eines Nachts aus einer verstopften Hoteltoilette ein menschliches Herz herausfischt, kommt er dem lukrativen Nebengeschäft seines spanischen Vorgesetzten Sneaky auf die Spur, der mit verzweifelten Illegalen einen üblen Handel treibt: Organe gegen einen englischen Pass. Zur Polizei kann Okwe nicht gehen, und mit Entsetzen stellt er fest, dass auch Senay mit dem Tausch einer Niere für ein neues Leben liebäugelt … Mit seinem vielfach preisgekrönten «Dirty Pretty Things» kehrte Regisseur Stephen Frears ins Milieu der Arbeiterklasse und der illegalen Einwanderer zurück, die er schon in «My Beautiful Laundrette» so meisterhaft porträtiert hatte, und schuf eine gelungene Mischung aus Thriller, Gesellschaftskritik, Lovestory und Grossstadtmärchen. Sein «Baltic»-Hotel gleicht einem multikulturellen Mikrokosmos der Entrechteten. Hinter der Tür mit der Aufschrift «Staff Only» liegt ein Grossbritannien der Angst, Verfolgung, Ausbeutung und Gewalt – aber auch des Zusammenhalts. In dieser verborgenen Welt, deren Bewohner in ständiger Furcht vor den Einwanderungsbehörden leben, obwohl die moderne westliche Wirtschaft ohne sie nicht funktionieren könnte, zeigt Stephen Frears ein Netzwerk von herzerwärmenden Begegnungen und gegenseitiger Unterstützung. «Wie kommt es, dass ich euch hier noch nie gesehen habe?» fragt einer der wenigen Briten im Film. «Weil wir die Leute sind, die man nicht sieht. Wir chauffieren euch herum. Wir putzen euren Dreck weg. Wir lutschen eure Schwänze. Trotzdem sind wir unsichtbar», antwortet Okwe. Mit seinem heute noch aktuellen Statement zur katastrophalen Einwanderungspolitik – nicht nur in Grossbritannien – hat Frears den Unsichtbaren unserer Welt in «Dirty Pretty Things» ein Gesicht verliehen.

 

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