Stephen Frears – Meister aller Disziplinen

The Hi-Lo Country

UK/DE/US 1998, 114 min, 35 mm, E/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Stephen Frears
Darst.: Billy Crudup, Woody Harrelson, Patricia Arquette, Cole Hauser, Penélope Cruz, Enrique Castillo, Darren E. Burrows, Jacob Vargas, Robert Knott, Sam Elliott u.a.

Am Anfang steht die Männerfreundschaft zwischen dem jungen Pete Calder und Big Boy Matson, die sich beim Verkauf eines Pferdes kennenlernen. Als die beiden nach dem Zweiten Weltkrieg in ihre Heimat zurückkehren, haben sich die Zeiten für Cowboys geändert; die Rinderzucht ist längst zum Big Business geworden. Nur im Kino gebe es noch Viehtrecks, muss sich Pete von Big Ed, dem grössten Rinderzüchter der Gegend, sagen lassen, alles werde jetzt per Lastwagen erledigt. Big Boy Matson ist einer, der sich dieser Entwicklung verweigert und auch sonst seine eigenen Wege geht. Als er Pete von seinem Verhältnis mit einer verheirateten Frau erzählt, ist dieser schockiert, denn auch er ist insgeheim in Mona verliebt. Sie ist die Femme fatale des Provinznests und die Ehefrau von Big Eds Vorabeiter. Halbherzig beginnt Pete mit Josepha auszugehen, doch die junge Frau langweilt ihn. Die verschiedenen Konflikte eskalieren, als Big Boy sich offen mit Mona zeigt und sein jüngerer Bruder Little Boy, mit dem er sich ohnehin nicht gut versteht, bei Big Ed anheuert. Dass Stephen Frears, bisher bekannt als Exponent des New British Cinema, mit «The Hi-Lo Country» ausgerechnet einen Western drehte, das amerikanischste aller Filmgenres, war eine Überraschung, beweist aber auch seine Vielseitigkeit und Meisterschaft, die an der Berlinale 1999 mit einem Silbernen Bären für die beste Regie belohnt wurde. Grossartig ist die Besetzung, allen voran Woody Harrelson, der den Draufgänger Big Boy mit lässiger Selbstverständlichkeit verkörpert, sowie Billy Crudup als Pete und Patricia Arquette als verführerische Mona. Walter Green, Drehbuchautor von Sam Peckinpahs «The Wild Bunch», schrieb auch das Drehbuch für «The Hi-Lo Country» nach dem Roman von Max Evans. Gleich nach dessen Erscheinen sicherte sich Sam Peckinpah die Filmrechte, doch er konnte die Verfilmung nie realisieren. Frank Arnold schreibt im Filmbulletin: «Wie ‹Johnny Guitar› erzählt auch ‹The Hi-Lo Country› von grossen Gefühlen und den Tragödien, die durch sie heraufbeschworen werden.» Stephen Frears inszeniert diesen melancholischen Abgesang auf eine verschwindende Welt mit rauen, archaischen Bildern und beeindruckt durch die Wucht seiner Landschaftsaufnahmen.

 

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