Premierenfilm

Kleine Heimat

CH 2020, 95 min, DCP, Dialekt, ab 16 Jahren
Regie: Hans Haldimann
Mitw.: Hanna Isler, Rosa Zehnder, Kurt Schäfli u.a.

Seit einigen Jahren grassiert in grossen Schweizer Städten der Verdichtungswahn: gut erhaltene Siedlungen mit günstigen Wohnungen, manche kaum mehr als fünfzig Jahre alt, werden abgerissen, um Platz zu schaffen für Grösseres, Höheres, Luxuriöseres. So auch im Zürcher Stadtteil Leimbach, wo Hanni Isler, Rosa Zehnder und Kurt Schäfli seit Jahrzehnten in einer 70 Wohnungen umfassenden Überbauung aus den 1950er-Jahren leben. Die drei bewundernswert vitalen und noch gänzlich autonom lebenden Protagonisten im Alter zwischen 82 und 94 Jahren sind mit der traurigen Tatsache konfrontiert, in ihrem letzten Lebensabschnitt nochmals eine neue Bleibe suchen zu müssen – selbst bei Hochbetagten kennt das Renditedenken von Bauherren kein Pardon. Regisseur Hans Haldimann begleitet die sympathischen Rentnerinnen und Rentner von der drohenden Kündigung bis zum definitiven Auszug und dokumentiert in seinem so zärtlichen wie wütenden Film das Verschwinden eines Stücks Heimat. Haldimann war seit den 1980er-Jahren als Dokumentarfilmer für das Schweizer Fernsehen tätig, bevor ihm 2008 mit seinem ersten Kinodokumentarfilm «Bergauf, bergab» ein Überraschungserfolg gelang. Der Film über das Leben einer Urner Bergbauernfamilie war der erfolgreichste Schweizer Film jenes Jahres. Von da an realisierte Haldimann im Vierjahresrhythmus weitere Dokumentarfilme, die sich alle im weitesten Sinn um Heimat drehen, zuletzt in «Einfach leben», einem Film über eine Aussteigerfamilie in einem Tessiner Bergtal. Über die Entstehung von «Kleine Heimat», der im vergangenen Herbst am Zurich Film Festival uraufgeführt wurde, erzählt er: «Eine Frau, die von Anfang an dort wohnte, wollte im Film nicht vorkommen, aber sie konnte mir alle Mieterinnen und Mieter nennen, die wie sie seit 1957 dort lebten, also als Erste in den Neubau eingezogen waren. So gelangte ich zu Rosa Zehnder und zu Hanni Isler. Beide waren keineswegs schockiert, als eines Tages ein wildfremder Mann bei ihnen klingelte, sondern luden mich zum Kaffee ein und später mit ihnen zu filmen. In den dreieinhalb Jahren, während derer ich mit der Kamera bei ihnen ein- und ausging und immer wieder etwas Neues wissen wollte, entstand so etwas wie eine familiäre Beziehung.»

 

Die Premiere am 10. Juni findet in Anwesenheit des Regisseurs Hans Haldimann statt.

 

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