Premierenfilm

Persischstunden

RU/DE/BY 2020, 127 min, DCP, O/d, ab 12 Jahren
Regie: Vadim Perelman
Darst.: Nahuel Pérez Biscayart, Lars Eidinger, Jonas Nay, Leonie Benesch, Alexander Beyer, Nico Ehrenteit, Luisa-Céline Gaffron, Giuseppe Schillaci, David Schütter u.a.

1942 im besetzten Frankreich. Der junge Belgier Gilles wird zusammen mit anderen Juden von der SS verhaftet. Auf der Fahrt ins Lager entgeht er nur knapp der Exekution, indem er schwört, kein Jude, sondern Perser zu sein – eine Lüge, die ihn zunächst rettet. Im Lager erfährt er den wahren Grund seines Überlebens: Er soll den Leiter der Lagerküche, Hauptsturmführer Koch, in Farsi unterrichten, denn dieser will nach Kriegsende zu seinem Bruder nach Teheran, um dort ein Restaurant zu eröffnen. Wort für Wort muss Gilles eine neue Sprache erfinden. Als Eselsbrücke seiner Kreationen dienen ihm die von den Nazis peinlich genau geführten Namenslisten der Internierten. Aber je mehr Wörter er erfindet, desto mehr droht er den Überblick zu verlieren – was seinen sicheren Tod bedeuten würde. Regisseur Vadim Perelman wurde als Kind jüdischer Eltern 1963 in Kiew geboren und emigrierte später nach Kanada. Bereits sein erster Spielfilm «House of Sand and Fog» wurde für drei Oscars nominiert. Mit Lars Eidinger («Schwesterlein») und dem jungen Argentinier Nahuel Pérez Biscayart («120 battements par minute») sind die Hauptrollen herausragend besetzt; die beiden tragen den Film in weiten Teilen als spannungsgeladenes Zwei-Personen-Kammerspiel. «Persischstunden» basiert auf der Erzählung «Erfindung einer Sprache» von Wolfgang Kohlhaase und feierte an der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere. «Es gibt Hunderte ähnlicher Geschichten», sagt Perelman, «‹Persischstunden› ist für mich wie eine Zusammenfassung all dieser Schicksale, die sich dadurch verbinden, wie menschliche Erfindungsgabe, Mut und Glück beim Überleben helfen können.» Anke Westphal schreibt in epd-film: «Das Leitmotiv dieses Films aber ist die Erinnerung – an Namen und Begriffe, die Identität stiften, an die Ermordeten. Dass der Nazi Koch und sein Opfer – denn das bleibt Gilles faktisch bis zum Ende – eine gemeinsame Verständigungsbasis nur in einer Sprache finden, die de facto nicht existiert, ist die konsequente Pointe einer Erzählung, die gewiss nicht die komfortable Sicherheit einer heroischen Überlebensgeschichte bietet.»

 

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