Premierenfilm

Advocate

IL/CA/CH 2019, 110 min, DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Rachel Leah Jones, Philippe Bellaiche
Mitw.: Lea Tsemel, Michael Warschawski, Hanan Ashrawi, Tareq Barghout, Avigdor Feldman, Israa Jaabis, Nissan Warschawski, Talila Warschawski u.a.

Sie verteidigt diejenigen, die in ihrem Land keine Stimme haben. Für ihre politischen Gegner ist sie eine Verbündete des Teufels: Lea Tsemel, 72, israelische Menschenrechtsanwältin, vertritt palästinensische Straftäter. Sie sei freiwillig Anwältin von Terroristen und deshalb eine Schande für das Land, sagen die einen. Sie vertrete Freiheitskämpfer und opponiere gegen die israelische Siedlungspolitik, sagen die anderen. Als «losing lawyer» bezeichnet Lea Tsemel ohne jede Bitterkeit sich selbst. Seit fünfzig Jahren kämpft die energiegeladene kleine Frau für mehr Gerechtigkeit für die palästinensische Minderheit, plädiert für die Wahrung der Unschuldsvermutung und gegen eine systemische Vorverurteilung. Sie verteidigt politische Gefangene, Feministinnen und Fundamentalisten, friedliche Demonstranten und bewaffnete Militanten. Und sie wagt sich an die schwierigsten Fälle: Sie vertritt Kinder, die durch Diskriminierung radikalisiert, von Opfern zu Tätern werden. Das fesselnde Porträt begleitet Lea Tsemel bei zwei aktuellen Fällen und gibt über Rückblenden Einblick in ihren Werdegang – von ihrem aufkeimenden Studentenaktivismus, über ihre hartnäckigen Bemühungen, die 1999 zu einer bahnbrechenden Entscheidung des israelischen Obersten Gerichtshofs führten, die die Anwendung von Folter bei der Vernehmung von Gefangenen verbot, bis zum hohen emotionalen Preis, den sie und ihre Familie zu zahlen bereit sind. Paul O’Callaghan schreibt in Sight&Sound: «Vielleicht war es unvermeidlich, dass die Inlandspremiere des Films auf dem Dokumentarfilmfestival Docaviv schnell in Kontroversen versank. In der liberalen Blase der Tel Aviver Kinemathek wurde ‹Advocate› begeistert aufgenommen, mit stehenden Ovationen für Jones und Tsemel und zusätzlichen Vorführungen, um der Nachfrage des Publikums gerecht zu werden. Doch wenige Tage, nachdem er den Hauptpreis des Festivals für den besten israelischen Film erhalten hatte, beschrieb Kulturministerin Miri Regev, eine Hardliner-Konservative, die Prämisse von ‹Advocate› als ‹empörend und verurteilungswürdig› und forderte die Geldgeber auf, den Preis abzulehnen.» «Advocate» ist eine Hommage an eine Kämpferin – und von höchster politischer Brisanz.

 

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