Wanderer zwischen den Welten: Wim Wenders

Every Thing Will Be Fine

DE/CA/FR/SE/NO 2015, 118 min, DCP, 3-D, E/d, ab 6 Jahren
Regie: Wim Wenders
Darst.: James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams, Peter Stormare, Marie-Josée Croze, Patrick Bauchau, Jack Fulton, Julia Sarah Stone, Céline Bonnier u.a.

«Sie tragen keine Schuld» – das bekommt Tomas Eldan mehrmals zu hören. Aber der Schriftsteller, der an einem verschneiten Winterabend in Québec mit seinem Auto am Unfalltod eines Kindes beteiligt ist, findet darin keinen Trost. Er gerät in eine tiefe Krise, in der auch die angeschlagene Beziehung zu seiner Freundin Sara endgültig zerbricht. Über einen Zeitraum von elf Jahren und mit vier Zeitsprüngen folgt das stille Drama dem Leben von Tomas, der den Kontakt zur alleinerziehenden Kate sucht, der Mutter des verunfallten Kindes, und den zaghaften Versuch unternimmt, mit der neuen Freundin Ann und deren Tochter eine Familie zu bilden. Doch die Schuldfrage, die quälende Suche nach Vergebung, die nicht nur ihn, sondern auch Kate umtreibt, liegt wie ein Schatten über Tomas, auch als er zum erfolgreichen Autor avanciert. Diesen ruhigen Grübler, der kaum die Contenance verliert – was ihm seine Freundin einmal als Herzlosigkeit vorwirft –, spielt James Franco überzeugend. Wie oft bei Wenders, der erneut von einem ruhelosen Mann und dessen Schicksalsschlägen erzählt, sind es die Frauen, die das Leben des Protagonisten wesentlich prägen oder bestimmen: Rachel McAdams als Sara, Charlotte Gainsbourg als Kate und Marie-Josée Croze als Ann. Feinsinnig verzichtet das kluge Drehbuch auf melodramatische Zuspitzungen; meisterhaft ist auch Wim Wenders’ sorgfältige Inszenierung. Für die seelischen Zustände findet er beeindruckende, aber nie plakative Bilder. Dies erreicht er insbesondere mit einer stereoskopischen Bildgestaltung, bei der Kameramann Benoît Debie mit Spiegelungen und Rahmungen von Fenstern und Türen arbeitet. Rudolf Worschech schreibt in epd Film: «Obwohl ‹Every Thing Will Be Fine› eigentlich ein kleiner, alltäglicher, ja fast kammerspielhafter Film mit eher mässigen Schauwerten ist, hat Wim Wenders ihn in 3-D gedreht – und bewiesen, dass damit intimes Erzählen möglich ist. 3-D gibt den Bildern eine emotionale Eindringlichkeit, einen existenziellen Unterton des Ausgeliefertseins.»

 

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