Premierenfilm

La Fille au bracelet

FR/BE 2019, 96 min, DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Stéphane Demoustier
Darst.: Chiara Mastroianni, Melissa Guers, Roschdy Zem, Annie Mercier, Anaïs Demoustier, Carlo Ferrante, Pascal-Pierre Garbarini, Paul Aïssaoui-Cuvelier u.a.

Eine vierköpfige Familie verbringt einen entspannten Sommertag am Atlantikstrand. Plötzlich treffen zwei Polizisten ein und nehmen die 16-jährige Tochter Lise fest. Zwei Jahre später findet der Prozess statt, in dem Lise Bataille angeklagt wird, ihre beste Freundin Flora erstochen zu haben. In diesem spannenden Gerichtsdrama versetzt Regisseur und Drehbuchautor Stéphane Demoustier uns Zuschauerinnen und Zuschauer nachgerade in die Rolle der Geschworenen. Es gibt keine Rückblenden oder Einschübe, die uns einen Wissensvorsprung geben. Wir müssen das Geschehene allein aufgrund der vorgelegten Beweise, Fakten und verschiedenen Zeugenaussagen rekonstruieren und beurteilen. Die Frage, ob Lise nun schuldig oder unschuldig ist, bleibt am Ende des Films offen und führte letztes Jahr nach der Premiere auf der Piazza Grande am Festival Locarno zu kontroversen Diskussionen. Das liegt vor allem daran, wie der Charakter von Lise inszeniert wird. Denn das angeklagte Mädchen – hervorragend verkörpert von der Newcomerin Melissa Guers – zeigt kaum emotionale Regungen und wirkt manchmal geradezu teilnahmslos. Reagiert so jemand, der unschuldig ist? Diese Frage treibt die Anwesenden im Gerichtssaal und besonders Lises Eltern um, gespielt von Chiara Mastroianni und Roschdy Zem. So zeichnet der Film das Bild einer Jugendlichen, deren Denken und Fühlen für die Erwachsenen ein fremder Kontinent bleiben. Stéphane Demoustier fokussiert neben der juristischen Untersuchung insbesondere auf diesen moralischen Aspekt und die Zweifel, die bei der Interpretation von Fakten entstehen. Das authentische Setting in einem modernen Gerichtssaal in Nantes, einem Werk des Architekten Jean Nouvel, mit dem Anwalt Pascal-Pierre Garbarini in der Rolle des Gerichtspräsidenten sowie der realistische Prozessablauf tragen zur zugleich subtil-nüchternen wie soghaften Wirkung von «La Fille au bracelet» bei.

 

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