Premierenfilm

About Endlessness

SE/DE/NO/FR 2019, 78 min, DCP, Sv/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Roy Andersson
Darst.: Martin Serner, Jessica Lothander, Tatiana Delaunay, Anders Hellstrom, Jan Eje Ferling, Bernt Bergius, Thore Flygel, Lotta Forsberg, Göran Holm, Stefan Karlsson u.a.

Eine Frau und ein Mann, beide mittleren Alters und gekleidet, als kämen sie aus dem Backoffice einer Bank, sitzen in gebührendem Abstand zueinander und mit dem Rücken zur Kamera auf einer Parkbank und blicken auf die Stadt unter ihnen. Nach einer Weile sagt die Frau: «Jetzt ist schon September.» Darauf der Mann nach längerem Schweigen: «Hm.» Mit dieser in ihrer Lakonie perfekten Eröffnungssequenz ist die so triste wie absurde Stimmung in Roy Anderssons neuem Film gesetzt, eine Atmosphäre, die er in den folgenden siebzig Minuten konsequent aufrecht erhält. Damit erweist sich der grosse schwedische Regisseur einmal mehr als Meisterzauberer auf der Bühne des alltäglichen Irrsinns und der Banalität unserer Existenz. In einer durchwegs in fahlen Beige- und Grautönen gehaltenen Welt und in perfekt konstruierten, fast starren Tableaus erscheinen Menschen, die zwar realistisch, in ihrer Blässe aber wie Gespenster wirken. Von den mehreren Dutzend kurzen Szenen stehen nur wenige in Beziehung zueinander, so etwa die des Priesters, der seinen Glauben verloren hat und deshalb seinen Hausarzt aufsucht. Die Mehrheit der Szenen aber steht für sich allein: Da ist der Kellner eines Luxuslokals, der dem einsamen Gast das Weinglas füllt, bis es überläuft, der Fahrgast, der im vollen Stadtbus in eine Existenzkrise gerät, oder das Ehepaar, das bei einem Streit auf dem Fischmarkt handgreiflich wird. Dazwischen gibt es Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg: Hitler verbringt seine letzten Tage im Bunker, die geschlagene Wehrmacht gerät in Stalingrad in Gefangenschaft, ein Internierter wird vor ein Erschiessungskommando gezerrt, ein Paar überfliegt das zerbombte Köln – eine Szene, die, leicht variiert, bereits den verstörenden Vorspann gebildet hat. Wie bereits in seinen früheren Werken «Songs from the Second Floor» und «A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence» durchstreift Roy Andersson auch in seinem neuen Film in wilden Assoziationen sein Universum, in dem Transzendentes mit Banalem und Schockierendem kontrastiert – ganz wie im richtigen Leben. Mark Asch schreibt auf thefilmstage.com: «Anderssons Sketche werden zwar mit jedem Film noch witziger – doch hier erreicht sein schwarzer Humor kosmische Sphären.»

 

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