Nachts sind alle Katzen grau

Christian lebt mit seinen beiden Katzen Marmelade und Katjuscha in einer Bregenzer Wohnung. Er hört Opern, unterhält sich beim Kochen mit dem Voice Service Alexa, ist gerne unterwegs und liebt es, die Katzen dabei auf seinen Schultern spazieren zu führen. Eines Tages macht er sich mit seiner geliebten Marmelade auf den Weg, um sie von einem hochkarätigen Zuchtkater in der nahen Schweiz decken zu lassen. Wir sind mit dabei, aber nie so nah wie Christian selbst, der in dieser seltsamen Familienkonstellation die Rolle des Vaters und Grossvaters, ja gar des Geburtshelfers einnimmt. Vielmehr bleiben wir als Publikum in der Position staunender Beobachtung, fasziniert, gebannt, vielleicht auch irritiert. Oft bilden in der Kameraeinstellung Wand und Türe den seitlichen Rahmen des Ausschnitts und bestimmen so die zugelassene Nähe. Die schonungslose und urteilsfreie Art, wie diese innige, intime Beziehung zwischen dem Mann und den beiden Katzenfrauen gezeigt wird, erinnert an Ulrich Seidls Filme «Tierische Liebe» und «Safari». Einblick in die obsessive Liebe des Mannes zu seinen beiden grauen schottischen Faltohrkatzen gibt der junge St.Galler Filmemacher Lasse Linder (*1994). Aufgewachsen in Widnau, studierte er Germanistik und Filmwissenschaft, bis er feststellte, dass er lieber eigene Filme macht. Bevor er 2016 mit dem Filmstudium an der Hochschule Luzern – Design & Kunst begann, arbeitete er als Cutter. Bereits sein erster Kurzfilm «Bashkimi United» (2018) wurde an mehreren Schweizer Festivals ausgezeichnet. Mit seinem Bachelor-Film «Nachts sind alle Katzen grau», der am Filmfestival Locarno im Rahmen des internationalen Wettbewerbs als Weltpremiere gezeigt wurde, feiert Lasse Linder nun internationale Erfolge. Unter anderem gewann er 2019 den IWC Short Cuts Award for Best Short Film am Toronto International Film Festival und jüngst den Preis für den besten Dokumentar-Kurzfilm beim International Short Film Festival ZubrOFFka in Bialystok in Polen. Ursula Badrutt, Leiterin Kulturförderung

Die St.Galler Premiere findet in Anwesenheit des Regisseurs Lasse Linder statt.

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