Premierenfilm

Little Joe

UK/AT/DE 2019, 105 min, DCP, E/d, ab 14 Jahren
Regie: Jessica Hausner
Darst.: Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor, Phénix Brossard, Leanne Best, Andrew Rajan, David Wilmot, Goran Kostić, Yana Yanezic, Sebastian Hülk u.a.

Die Botanikerin Alice arbeitet in einem Labor, das sich der Züchtung gentechnisch veränderter Pflanzen widmet. Kürzlich hat die alleinerziehende Mutter des pubertierenden Joe eine leuchtend rote Blume gezüchtet, die nicht nur betörend duftet, sondern auch das Glückshormon Oxytocin verströmt. Gegen strikte Anweisungen des Labors schmuggelt Alice ein Exemplar der nach ihrem Sohn benannten Blume nach Hause – mit ungeahnten Folgen. Nach ihrem letzten Film, dem Kostümdrama «Amour fou», stellt Jessica Hausner mit ihrem ersten englischsprachigen Film erneut ihre Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Sie zeigt, wie gut sie Genrekino gegen den Strich zu bürsten versteht, denn vom Plot her wäre «Little Joe» eigentlich Science-Fiction pur – man stelle sich vor, was Hollywood aus diesem Stoff machen würde. Doch bei Jessica Hausner entsteht ein sublimes Psychodrama um eine Mutter-Sohn-Beziehung, überlagert von ätzender Kritik an einer Gesellschaft mit ihren hohlen Glücksversprechen und den skrupellosen Machenschaften von Gentech- und Pharmamultis. Die 1984 geborene britische Schauspielerin Emily Beecham erhielt für ihre herausragende Darstellung der Alice 2019 in Cannes den Preis als beste Schauspielerin. Dominik Kamalzadeh schrieb in Der Standard: «‹Little Joe› baut auf einer zentralen Ungewissheit auf. Wie beim berühmten Vorbild ‹Invasion of the Body Snatchers› benehmen sich die äusserlich unveränderten Menschen nicht mehr so, wie man sie zu kennen meint: erkaltet, nüchtern, vernunftgelenkt. Doch was in der Science-Fiction in mehreren Verfilmungen von einer äusseren Macht gesteuert wird, ist in diesem Fall wissenschaftlich fabriziert. Und bleibt obendrein nur eine Vermutung. Vielleicht ist ja alles nur Projektion. (…) Die Qualität des Films liegt aber nicht nur in solchen inhaltlichen Verschiebungen zum Genrefilm, sondern in seiner leicht verschrobenen Tonlage – das Ergebnis einer Inszenierung, die der Künstlichkeit gegenüber dem Realismus den Vorzug gibt. Mithilfe seltsamer Farbkombinationen, ins Leere zielender Kameramanöver oder der Perkussionsmusik des japanischen Komponisten Teiji Ito schafft Hausner ein Ambiente, das die Unwägbarkeiten des Plots noch verstärkt. Oft auch mit einer feinen Dosis Humor.»

 

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