St.Galler Friedenswoche

Midnight Traveler

AF 2019, 90 min, DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Hassan Fazili
Mitw.: Nargis Fazili, Zahra Fazili, Fatima Hussaini, Hassan Fazili u.a.

Der afghanische Filmemacher Hassan Fazili dreht 2014 einen Fernsehbeitrag über einen Kommandanten der Taliban, der für Frieden appelliert. Nach der Ausstrahlung wird der Kommandant von seinen ehemaligen Mitkämpfern umgebracht, die auch zur Ermordung des Filmemachers aufrufen. Fazili und seine Frau Fatima, die zusammen ein Kunstcafé betreiben, nehmen diese Morddrohungen ernst und beschliessen, mit ihren Töchtern Nargis (11) und Zahra (6) nach Europa zu flüchten. Ihre mehr als 5500 Kilometer lange Odyssee über den Iran, die Türkei, Bulgarien, Serbien und Ungarn beginnt 2015 und dauert mehrere Jahre. Hassan, Fatima und Nargis filmen die Reise auf der Balkanroute mit ihren Smartphones. «Midnight Traveler» unterscheidet sich von zahlreichen Dokumentationen über Migration und Asylsuche, die in den letzten Jahren entstanden sind. Kaum einer hat die Ängste und Beschwernisse, das Warten und die Hoffnungen von Flüchtenden aus einer so intimen Perspektive und über einen so langen Zeitraum geschildert. Die Familie erzählt aus ihrer ganz persönlichen Sicht von der zermürbenden Reise, von der Gewissheit ihrer Lebensgefahr in die Ungewissheit ihres Schicksals. Wir lernen dabei eine Familie kennen, die trotz Widrigkeiten und Rückschlägen nie die Menschlichkeit und die Liebe zueinander verliert; die sich bei allen Entbehrungen in den Auffang- und Flüchtlingslagern, die teils wie Gefängnisse sind, um einen Zustand von Normalität für ihre im Grunde fröhlichen Kinder bemüht. Der Zuversicht und Fähigkeit der Fazilis, sich einen Blick für das Schöne im Leben zu bewahren, verdankt «Midnight Traveler» auch Bilder, die die Poesie des Augenblicks festhalten: Aufnahmen von Wolkenformationen und Vogelschwärmen, das Lachen der Kinder und die Gespräche der Eltern. Die ökumenische Jury der Berlinale vergab eine «Lobende Erwähnung» und hält fest: «‹Midnight Traveler› vermittelt eine einzigartige Darstellung einer Flucht. Er verleiht der Wahrnehmung der weltweiten Migrationskrise eine besondere Dringlichkeit und Unmittelbarkeit.»

 

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