Premierenfilm

Adam

MA/FR/BE 2019, 98 min, DCP, O/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Maryam Touzani
Darst.: Lubna Azabal, Douae Belkhaouda, Nisrin Erradi, Aziz Hattab, Hasna Tamtaoui u.a.

Die junge Samia geht durch die Gassen von Casablanca auf der Suche nach Arbeit. Doch immer wieder fallen die Türen vor ihr ins Schloss. Erst jetzt sehen wir, dass die Frau mit dem ernsten Gesicht hochschwanger ist. Für die Nacht legt sie sich auf die Treppenstufen gegenüber einem Haus, wo sie von einer Frau ebenfalls abgewiesen wurde. Als diese in der Nacht erwacht und sieht, dass Samia noch immer dort liegt, holt sie die Schwangere in ihre Wohnung. Abla ist alleinerziehende Mutter der achtjährigen Warda und betreibt im Parterre ihres Hauses eine kleine Bäckerei. Sie bleibt abweisend, dennoch gewährt sie Samia für zwei, drei Tage Unterschlupf, argwöhnisch beobachtend, wie sich Warda Samia gegenüber verhält. «Adam» erzählt die Geschichte von zwei selbstbewussten Frauen, die unabhängig sein wollen, gleichzeitig Gefangene eines Schicksals sind, das sie sich nicht ausgesucht haben: die eine ist Witwe, die andere ist schwanger. Man wird im Lauf des Films nicht viel über Abla und Samia erfahren, doch genug, um Mitgefühl für die beiden zu entwickeln. Die marokkanische Regisseurin Maryam Touzani sagt, ihr Drehbuch sei inspiriert von einer realen Begegnung mit einer Frau wie Samia, und ihre eigene Schwangerschaft habe sie veranlasst, diese Geschichte zu erzählen. In präzisen, ruhigen Szenen schildert die 39-jährige Regisseurin die Annäherung der beiden Frauen, die einander helfen, aus ihrer emotionalen Isolation herauszufinden – trefflich inszeniert in sinnlichen, oft verschatteten Bildern, da die Handlung weitgehend im Haus spielt. Grossartig gespielt erleben wir, wie Abla und Samia ihre eigene Körperlichkeit neu entdecken, und sei dies nur in der Art und Weise, wie man einen Teig knetet. Überhaupt spielt die Zubereitung verschiedener Backwaren eine wichtige Rolle. Tief berührend ist die Szene, in der Samia Abla zwingt, sich ein Lied anzuhören, dass diese mit quälenden Erinnerungen verbindet. Bewegender lässt sich der Gefühlssturm zwischen tiefem Schmerz, Sehnsucht, Trauer und Liebe kaum darstellen. Zu Recht wird «Adam» von Marokko ins Oscar-Rennen geschickt.

 

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