Premierenfilm

Systemsprenger

DE 2019, 118 min, DCP, D, ab 14 Jahren
Regie: Nora Fingscheidt
Darst.: Helena Zengel, Albrecht Schuch, Gabriela Maria Schmeide, Lisa Hagmeister, Melanie Straub, Victoria Trauttmansdorff, Maryam Zaree, Tedros Teclebrhan u.a.

Die neunjährige Bernadette, die sich Benni nennt, hat eine unbändige Wut im Bauch. Ihre alleinerziehende Mutter Bianca, die noch zwei andere Kinder hat, ist von ihr so überfordert, dass Benni bereits eine lange Karriere in diversen sozialpädagogischen Institutionen hinter sich hat. Auch in der aktuellen Wohngruppe treibt sie die Betreuer und Erzieherinnen mit ihren unvermittelten Aggressionsschüben zur Verzweiflung und scheint nicht mehr tragbar. Nur der Anti-Gewalttrainer Micha glaubt an sie und nimmt sich des Mädchens an, das eigentlich nichts anderes will als Liebe und Geborgenheit und zurück zur Mutter. Regisseurin Nora Fingscheidt hat fünf Jahre für ihren Film recherchiert; in der elfjährigen Helena Zengel hat sie eine beeindruckende Hauptdarstellerin gefunden, die die Extreme der Figur mit geradezu anarchischer Energie verkörpert und mühelos zwischen unbändiger Wut und Zartheit wechselt. Das intensive Drama gewann an der diesjährigen Berlinale den Silbernen Bären, wurde an diversen Festivals mit weiteren Preisen ausgezeichnet und geht im kommenden Jahr für Deutschland ins Oscar-Rennen. Rüdiger Suchsland schrieb auf artechock.de: «Das Wort ‹Systemsprenger› ist kein offizieller Begriff aus dem Wörterbuch der Sozialfürsorge. Er ist aber auch nicht verboten, kein No-Go, sondern ein Wort aus dem Alltag der Praktiker. (…) Wenn man etwas an dem grossartigen Spielfilmdebüt der 36-jährigen Hamburgerin Nora Fingscheidt kritisieren muss, dann am ehesten dies: Dass der Auftakt derart stark ist, die Hauptfigur von der grossartigen Kinderdarstellerin derart wuchtig und unvergesslich gespielt wird, dass gegenüber diesem Anfang, der Setzung von Figur und Geschichte, alles was folgt, wie eine Fussnote wirkt. So erleben wir, wie ein junger, überdurchschnittlich intelligenter Mensch immer wieder gegen alle möglichen Wände läuft, von denen er sich viele selber gebaut hat, und doch nichts dafür kann, dass es nicht klappen will. ‹Systemsprenger› ist ein sehr guter und oft schöner Film, der zugleich zum Verzweifeln ist. Es ist eine sehr persönliche, sehr spannende Geschichte. Und sehr human. Mit der Zeit begreift man: Es mag sein, dass Benni auf Erden kaum zu helfen ist. Das System aber braucht Systemsprenger. Denn Benni ist unter anderem auch ein Medium. Sie holt aus uns all das heraus, was in uns steckt.»

 

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