Premierenfilm

Le miracle du saint inconnu

MA/FR/QA 2019, 100 min, DCP, O/d-f
Regie: Alaa Eddine Aljem
Darst.: Younes Bouab, Salah Bensalah, Bouchaib Essamak, Mohamed Naimane, Anas El Baz, Abdelghani Kitab, Hassan Ben Badida, Ahmed Yarziz u.a.

Mitten in der Wüste steht das Auto still. Ein Mann nimmt hektisch eine Sporttasche und eine Schaufel aus dem Wagen, rennt auf einen kleinen Hügel mit einem vertrockneten Baum, vergräbt die Tasche und fasst die Stelle wie ein Grab mit Steinen ein. Er ist gerade damit fertig, als die Polizei eintrifft und ihn verhaftet. Etliche Jahre später wird der namenlose Dieb aus dem Gefängnis entlassen und macht sich auf den Weg zu seiner vergrabenen Beute. Dort angekommen, traut er seinen Augen nicht: Am Fusse des Hügels ist ein Wüstenkaff entstanden, auf dem Hügel befindet sich ein Mini-Mausoleum für einen unbekannten Heiligen, nachts bewacht von einem Wächter mit seinem Hund. Pilger kommen hierher, binden Stoffbänder an den Baum und werfen Münzen in eine Schale mit Wasser, was Wunder vollbringen soll. Der Dieb steht vor der Herausforderung, wie er ohne grosses Aufsehen an seine vergrabene Beute herankommt. Das Erstlingswerk des marokkanischen Drehbuchautors und Regisseurs Alaa Eddine Aljem ist eine köstliche Komödie um Glaube, Aberglaube und eine damit verbundene Geschäftstüchtigkeit. Die Geschichte wird mit staubtrockenem Witz und viel Empathie für seine verschrobenen Figuren erzählt. Da gibt es beispielsweise einen neuen Dorfarzt, der erkennen muss, dass seine Dienste lediglich von Frauen in Anspruch genommen werden – allerdings nur, weil sie bei ihm einen Ort zum Plaudern haben. Oder einen Coiffeur, der sich zugleich als Zahnarzt betätigt und dem Hund des Wächters zu einem goldenen Gebiss verhelfen wird. Und es gibt einen letzten Bauern, Brahim, der den Glauben nicht aufgibt, dass es bald wieder Regen geben wird, der die völlig ausgetrockneten Böden wieder fruchtbar macht. Mit seinem lakonisch-absurden Witz voller Beiläufigkeit, seinen knappen Dialogen, liebenswert-schrägen Protagonisten, einer ruhigen Bildsprache und seinen amüsanten Einfällen erinnert «Le miracle du saint inconnu» an das Kino von Aki Kaurismäki. Das filmische Kabinettstück wurde in der Semaine de la critique in Cannes gezeigt.

 

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