Premierenfilm

L’ordre des médecins

FR/BE 2018, 93 min, DCP, F/d
Regie: David Roux
Darst.: Jérémie Renier, Marthe Keller, Zita Hanrot, Maud Wyler, Alain Libolt, Fred Epaud, Jeanne Rosa, Jisca Kalvanda, Justine Bachelet, Catherine Ferran u.a.

Der Enddreissiger Simon ist Familienvater von zwei Kindern und arbeitet als Spezialarzt für Lungenkrankheiten in einem grossen Spital einer französischen Stadt. Auf seinem Fachgebiet ist er eine anerkannte Kapazität, und was den Tod anbelangt, ist er abgehärtet, steht er ihm doch täglich gegenüber. Dank seiner langjährigen Erfahrung weiss er sich emotional abzugrenzen gegen die schweren Schicksale der Patientinnen und Patienten, mit denen er in seinem Beruf andauernd konfrontiert wird. Doch als eines Tages seine Mutter in kritischem Zustand in die angrenzende Abteilung des Spitals eingeliefert wird, werden all seine Gewissheiten, Überzeugungen und seelischen Schutzmechanismen nachhaltig erschüttert und ins Wanken gebracht. Der Belgier Jérémie Renier, bevorzugter Hauptdarsteller in den Filmen der Dardenne-Brüder, und die Schweizerin Marthe Keller tragen mit ihrer überragenden Präsenz das starke Debüt von David Roux, der sich als vielversprechende neue Stimme des französischen Kinos erweist. Roux, der lange als Journalist und Stoffentwickler für Filme tätig war, bevor er sich selbst dem Filmemachen zuwandte, ist in Bezug auf die Thematik familiär vorbelastet: Sein Vater war Chef eines Spitaldienstes und sein Bruder ist Arzt. Diesen Hintergrund merkt man dem mit geradezu dokumentarischer Genauigkeit brillierenden Film an, der vor Jahresfrist bei seiner Weltpremiere auf der Piazza Grande in Locarno das Publikum stark bewegte. Jérôme Garcin schrieb in Le Nouvel Observateur: «David Roux untersucht in seinem teilweise autobiografischen Erstling den intimen, ja geheimen Teil der Ärzteschaft. Er tut dies mit einer geradezu klinischen Strenge, indem er in diesem dramatischen Kammerspiel jede Spur von Pathos vermeidet. Jérémie Renier ist hier wieder so grossartig wie vor zwei Jahren in ‹L’amant double› von François Ozon. Konnte man ihn dort gleich zweifach bewundern, so wechselt er auch hier brillant und blitzschnell die Rollen zwischen überlastetem Lungenspezialist und vor Schmerz gelähmtem Sohn, Allwissendem und Unwissendem, Gläubigem und Ungläubigem. Und Marthe Keller ist schlicht grossartig. Diese beiden Ausnahmeschauspieler machen aus ‹L’ordre des médecins› einen Film, den man sich auch ohne ärztliches Rezept ansehen sollte.»

 

Reservieren:

Trailer