Philosophie im Kino

Rashômon

JP 1950, 88 min, DCP, O/d-f
Regie: Akira Kurosawa
Darst.: Toshirô Mifune, Machiko Kyô, Masayuki Mori, Takashi Shimura, Minoru Chiaki, Daisuke Katô, Kichijirô Ueda, Fumiko Honma u.a.

Als ein tosendes Unwetter über sie hereinbricht, suchen ein Priester, ein Holzfäller und ein Wanderer Zuflucht unter einem Dach einer Ruine. Dort berichten der Priester und der Holzfäller dem Dritten von einem Verbrechen, das sich drei Tage zuvor zugetragen hat. Es handelt sich um den Mord an einem Samurai und die Vergewaltigung von dessen Frau. Der Holzfäller hat die Leiche und den Tatort gefunden, der Priester die Opfer nur kurz zuvor noch im Wald getroffen. Verdächtigt wird der Bandit Tajômaru. Um den Fall aufzulösen, werden drei Zeugen gesucht: der Bandit selbst, die geschändete Frau und der Geist des Samurais, der durch ein Medium spricht. Obwohl alle drei Versionen der Geschichte ähnlich sind, gibt es doch gravierende Unterschiede. Wer sagt die Wahrheit? Der Film spielt auf drei räumlichen und zeitlichen Ebenen. Von der gegenwärtigen Situation unter dem verfallenden Tor im Regen blendet er zurück auf das Gericht, das vor Stunden tagte, und über die Zeugenaussagen zum Geschehen im Wald, wo auch die Natur Teil der Handlung wird. Fliessende Kamerabewegungen fangen die flirrenden Lichtreflexe ein, die von den Blättern der Bäume magisch gefiltert werden und damit den Eindruck der Unsicherheit und Unzuverlässigkeit menschlicher Wahrnehmung verstärken. Philipp Bühler schreibt auf bpb.de: «‹Rashômon› war der erste japanische Film, den man einem westlichen Publikum zu zeigen wagte. Die Geschichte dieses einmaligen Kulturtransfers ist heute Legende. Eine italienische Verleihdirektorin in Japan entdeckte für die Filmfestspiele von Venedig einen Film, den die Produzenten kaum ihrem eigenen Publikum zumuten wollten, geschweige denn Ausländern. Akira Kurosawa, noch am Anfang seiner Karriere, hatte sich schon damit abgefunden, sein Lebtag ‹kalten Reis› zu essen. Dann gewann er den Goldenen Löwen, und ‹Rashômon› wurde zum ersten japanischen Film, der es in den USA und Europa zu Erfolg brachte. Zugleich legte er den Grundstein für die langjährige Kollaboration des bald weltberühmten Regisseurs mit seinem Lieblingsdarsteller Toshirô Mifune, dem zu jener Zeit einzigen wirklichen globalen japanischen Star.»

 

Der Bonner Philosoph Martin Booms führt in den Film ein und diskutiert anschliessend mit dem Publikum über: Was ist Wahrheit? Ungemütliche Erkenntnisse zum Problem der «alternativen Fakten» oder Warum es Wahrheit «tatsächlich» (nicht) gibt.

 

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