International Arab Film Festival Zurich

Letters from Baghdad

UK/US/FR 2016, 95 min, DCP, O/d
Regie: Sabine Krayenbuhl, Zeva Oelbaum
Mitw.: Tilda Swinton (Erzählerin), Michael Higgs, Eric Loscheider, Rachael Stirling, Adam Astill, Helen Ryan, Joanna David, Elizabeth Rider, Jürgen Kalwa u.a.

Sie war die mächtigste Frau ihrer Zeit – trotzdem ging sie beinahe vergessen. Gertrude Margaret Lowthian Bell wurde 1868 als Tochter des Industriellen und liberalen Politikers Thomas Hugh Bell in eine der reichsten adeligen Familien Grossbritanniens geboren. Gertrude war in vielen Bereichen eine Pionierin: Sie schloss als erste Frau die Eliteuniversität Oxford in Geschichte mit höchster Auszeichnung ab. Sie ist Erstbesteigerin zahlreicher Gipfel in den Alpen, darunter die nach ihr benannte «Gertrudspitze» im Berner Oberland. Die kluge, für ihre Zeit unkonventionelle und unabhängige Britin begeisterte sich für die arabische Kultur und reiste auf eigene Faust durch den Nahen und Mittleren Osten, die damals weitgehend zum Osmanischen Reich gehörten. Sie lernte viele Stammesfürsten kennen und unterstützte diese als Diplomatin und Vermittlerin im Auftrag der Briten im Bemühen um Unabhängigkeit. Als «Königin der Wüste», wie sie genannt wurde, prägte Bell nach dem Ersten Weltkrieg die neue Gestalt des Nahen Ostens entscheidender als T.E. Lawrence, der als «Lawrence of Arabia» berühmt wurde. Nachdem Werner Herzog mit Nicole Kidman 2015 unter dem Titel «Queen of the Desert» einen Spielfilm drehte, nähern sich die Schweizer Filmemacherin Sabine Krayenbühl und ihre US-Kollegin Zeva Oelbaum der bemerkenswerten Frau in einem hervorragenden dokumentarischen Porträt. Wir hören Tilda Swinton, die aus Bells umfangreichen Korrespondenzen liest; Zeitzeugen wie T.E. Lawrence oder die Autorin Vita Sackville-West, von Schauspielern zum Leben erweckt, reden über die ebenso bewunderte wie beargwöhnte Autorin, Spionin, Archäologin und Kartografin. Rare Fotos, unter anderem von Gertrude Bell selbst, sowie Archivfilme lassen ihre Lebensjahre zwischen 1868 und 1926 lebendig werden. Dafür haben Krayenbühl und Oelbaum während vier Jahren in 25 Archiven recherchiert und erstaunliches Material zusammengetragen. Das Ergebnis ist ein so fesselnder wie elegant gestalteter Film über eine aussergewöhnliche Frau, deren Handeln bis in die Gegenwart nachhallt.

 

Reservieren:

Trailer