Premierenfilm

What They Had

US 2018, 101 min, DCP, E/d-f
Regie: Elizabeth Chomko
Darst: Hilary Swank, Michael Shannon, Blythe Danner, Robert Forster, Taissa Farmiga, Josh Lucas, Sara Sutherland, Aimee Garcia, William Smillie u.a.

Was sollen wir mit Mama machen? Für Nick und seine Schwester Bridget ist die Antwort klar, spätestens als ihre Mutter in einer eiskalten Chicagoer Nacht vor Heiligabend in Nachthemd und Mantel aus dem Haus geht und ziellos umherirrt: Die an Alzheimer erkrankte Frau gehört in ein Heim. Ihr Mann Burt, der sich seit Jahren liebevoll und fürsorglich um sie kümmert, wurde vom nächtlichen Ausflug zwar überrumpelt, doch er sträubt sich energisch dagegen, Ruth in ein Heim abzuschieben. Die beste Pflege, ist er überzeugt, bekomme sie nur von ihm. Die amerikanische Schauspielerin und Theaterautorin Elizabeth Chomko hat mit «What They Had» ihr erstes Filmdrehbuch geschrieben und liefert zugleich ein überzeugendes Regiedebüt. Ihre Inszenierung wartet mit guten Dialogen auf und damit, dass die inhaltliche Schwere nie in Larmoyanz verfällt oder erdrückend wird. Das liegt auch daran, dass es immer wieder Momente von Leichtigkeit und Humor gibt. Ruths Demenz wirkt wie ein Katalysator für all die unausgesprochenen, teils schmerzvollen, teils komischen Wahrheiten, welche die Geschwister und die Eltern miteinander verbinden und die jetzt auf den Tisch kommen. Bridget beispielsweise, die bereits als 20-Jährige heiratete, längst im fernen Kalifornien lebt, eine entfremdete Ehe führt und sich mit ihrer Tochter im Teenageralter herumschlägt: Indem sie sich als Frau gibt, die immerzu beschäftigt ist und sich für alle und alles verantwortlich fühlt, versucht sie, vor sich selbst zu verbergen, wie leer ihr Leben geworden ist. Hilary Swank zeigt diese Bridget nicht als Opfer, doch ihre Wunden sind immer wieder spürbar. Dasselbe gilt für Michael Shannon als Bruder Nick, der seine Verletzlichkeit hinter robustem Sarkasmus und vermeintlicher Kaltschnäuzigkeit versteckt. Zusammen mit Blythe Danner als Ruth und Robert Forster als Burt tragen sie wesentlich dazu bei, dass dieses bittersüsse familiäre Kammerdrama zu überzeugen vermag.

 

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