In memoriam Bruno Ganz

Fortuna

CH/BE 2018, 106 min, DCP, O/d
Regie: Germinal Roaux
Darst.: Kidist Siyum Beza, Bruno Ganz, Patrick d’Assumçao, Yoann Blanc, Assefa Zerihun Gudeta, Pierre Banderet, Simon André, Philippe Grand’Henry, Stéphane Bissot u.a.

Die 14-jährige äthiopische Immigrantin Fortuna lebt zusammen mit zahlreichen anderen Flüchtlingen im Hospiz auf dem Simplonpass. Es ist Winter, und das riesige Gebäude auf 2000 Metern Höhe wirkt wie eine Festung in der weissen Einöde, wohin sich zu dieser Jahreszeit niemand verirrt. Geführt wird das Asylzentrum von katholischen Ordensbrüdern und ihrem Oberhaupt, Pater Jean, der alles tut, um dem Gebot christlicher Nächstenliebe nachzuleben. Mit Hingabe kümmert er sich um Fortuna, die, von der Flucht über das Mittelmeer traumatisiert, sich verloren fühlt und seit ihrer Ankunft in Italien ohne Nachricht von ihren Eltern ist. In ihrer Einsamkeit verliebt sich Fortuna in den älteren Kadir. Der Lausanner Regisseur Germinal Roaux, der 2014 mit seinem Erstling «Left foot, right foot» verblüffte und beim Schweizer Filmpreis in drei Kategorien reüssierte, konnte «Fortuna», seinen zweiten Langspielfilm, 2018 an der Berlinale präsentieren und wurde dort mit einem Gläsernen Bären ausgezeichnet. Bruno Ganz spielt die Rolle des Pater Jean mit eindrücklicher Zurückhaltung, derweil Kidist Siyum Beza – die bereits 2015 im äthiopischen Spielfilm «Lamb» von Yared Zeleke eine Nebenrolle gespielt hatte – mit ihrer Expressivität beeindruckt. Michael Pekler schrieb im Filmbulletin: «Dass Germinal Roaux auch als Fotograf arbeitet, merkt man ‹Fortuna› in jeder Einstellung an. Gedreht in Schwarzweiss – wie bisher jeder von Roaux’ Filmen – (…), macht der Film optisch die Räume eng: dunkle Wände und schmale Fenster, durch die milchiges Licht bricht; schwarze Flecken auf blendend weissem Schnee; alles wirkt hermetisch abgeschlossen, so wie sich Fortuna ihrer Aussenwelt verschliesst. (…) Roaux schafft so eine offensichtlich an Bergman erinnernde Ästhetik. (…) Ihre traumatischen Erlebnisse holen Fortuna im Traum ein: Menschen auf einem Boot in der Nacht und riesige schwarze Wellen, die alles zu verschlingen drohen. Diese surreal anmutenden Bilder brechen nicht in die Realität der abweisenden Schweizer Gebirgswelt herein, sondern ergänzen diese: Es sind zwei Welten, die sich hier nicht nur gegenüberstehen, sondern sich auch visuell überlagern. Das Geheimnisvolle, das Unterdrückte, das Unaussprechliche muss in diesem Film deshalb in den Bildern selbst zum Ausdruck kommen.»

 

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