Premierenfilm

Sibel

TR/FR/DE/LU 2018, 95 min, DCP, O/d
Regie: Guillaume Giovanetti, Çagla Zencirci
Darst.: Damla Sönmez, Emin Gürsoy, Elit İşcan, Meral Çetinkaya, Erkan Kolçak Köstendil, Gulcin Kultur Sahin, Sevval Tezcan u.a.

Die 25-jährige Sibel lebt mit ihrem verwitweten Vater Emin und ihrer Schwester Fatma in einem abgelegenen Dorf in den Bergen, hoch über dem Schwarzen Meer in der Türkei. Zu den anderen Dorfbewohnern ist das Verhältnis schwierig, denn Sibel ist stumm und kann sich nur mittels Pfeiflauten verständigen – einer traditionellen Kommunikationsform, die in der Gegend durchaus noch verbreitet ist. Als Sibel eines Tages mit einem Gewehr bewaffnet in den Wald geht, um einen Wolf zu erlegen, der in der Gegend vor allem unter den Frauen Angst und Schrecken verbreitet, trifft sie auf Ali, einen verwundeten Deserteur. Fortan geht Sibel regelmässig in den Wald und pflegt den Mann. Doch das ist zu viel für die traditionelle Gemeinschaft. Nicht einmal ihr Vater, der Bürgermeister des Dorfes, kann ihr helfen. Natürlich kommen einem bei dieser märchenhaften Geschichte des französisch-türkischen Paares Guillaume Giovanetti und Çagla Zencirci, das seit 2004 zusammen Filme realisiert und mit «Sibel» seinen ersten Spielfilm vorlegt, unweigerlich Assoziationen zu Rotkäppchen in den Sinn. Aber die mysteriöse Figur der Sibel hat mit der berühmten Märchenfigur wenig gemeinsam. Denn anstatt sich von einem bösen Wolf auffressen zu lassen, päppelt sie das verletzte Tier im Mann lieber auf und pfeift wörtlich auf jeden, der ihr etwas vorschreiben will. Seine viel beachtete Weltpremiere erlebte «Sibel» im vergangenen August am Locarno Festival, wo der Film zu den meist favorisierten im Wettbewerb gehörte. Zwar wurde er unverständlicherweise von der internationalen Jury ignoriert, erhielt aber den Hauptpreis der Ökumenischen Jury und der internationalen Filmkritik Fipresci sowie den zweiten Preis der Jugendjury. Geri Krebs schrieb in der Tessiner Zeitung: «‹Sibel› ist ein Film, der das verkörpert, was letztlich das Mysterium Kino ausmacht: Er vermag es, in Bildern zu erzählen, und fasziniert, weil er Raum für Geheimnisse lässt. (…) In der sich entwickelnden seltsamen Beziehung zwischen zwei Aussenseitern scheinen sich die Grenzen zwischen Imagination und Realität immer wieder aufzulösen. Aber hinsichtlich der Verhältnisse in der türkischen Halbdiktatur spricht der Film mutig Klartext.»

 

Reservieren:

Trailer