Premierenfilm

Putin’s Witnesses

LT/CH/CZ 2018, 102 min, DCP, O/d-f
Regie: Vitaly Mansky
Mitw.: Wladimir Putin, Boris Jelzin u.a.

Vitaly Mansky war vor zwanzig Jahren Leiter der Dokumentarfilmabteilung des russischen Staatsfernsehens. In dieser Funktion hatte der 1963 geborene Regisseur uneingeschränkten Zugang zu Wladimir Putin, und so war er auch dabei, als der altersschwache und kränkelnde Staatschef Boris Jelzin am Silvesterabend 1999 den kaum bekannten, jungen Chef des Inlandsgeheimdienstes zu seinem Nachfolger ernannte. Mansky filmte den noch scheu wirkenden, neuen Staatschef hautnah bei seiner ersten Neujahrsansprache an die Nation und war auch sein ständiger Begleiter, als Putin im März 2000 seinen ersten Wahlkampf bestritt. Man sieht, wie Putin die Menschen in seinen Bann zieht und sich gegenüber dem Filmemacher als debattierfreudiger Demokrat aufführt. «Man hätte es eigentlich damals schon besser wissen können», äussert sich der heute im Exil in Lettland lebende Mansky selbstkritisch über seinen Film, der 2001 unter dem Titel «Putin. Das Schaltjahr» herauskam. Für «Putin’s Witnesses», der seine Weltpremiere im vergangenen Juli am Filmfestival von Karlovy Vary erlebte und danach am Zurich Film Festival zu sehen war, hat er nun das Rohmaterial völlig neu geschnitten, mit Dokumenten aus seinem persönlichen Videoarchiv angereichert und mit Kommentaren aus heutiger Sicht versehen. Herausgekommen ist ein vielschichtiges und atemlos spannendes Filmdokument über den ewigen Kremlherrscher, dem man noch nie zuvor so nahe gekommen ist wie hier. Vitaly Mansky, dessen Nordkorea-Film «Under the Sun» vor Jahresfrist in hiesigen Kinos zu sehen war, erweist sich einmal mehr als einer der interessantesten politischen Dokumentarfilmer der Gegenwart. Stephen Dalton schreibt in The Hollywood Reporter: «Manskys melancholisches Voiceover und sein diskursiver, sehr persönlicher Stil versuchen verborgene Warnzeichen von Putins totalitären Tendenzen zu finden. Aber es sind wenige, vor allem, weil der neue Präsident in seiner ersten Amtszeit vom Westen mit pro-demokratischer Stimmungsmusik umworben wurde. ‹Denkt mehr an den Sieg im Zweiten Weltkrieg als an die Gulags›, appelliert Putin mit freudlosem Krokodilslächeln an den Stolz der Russen. Man kann sich nicht vorstellen, dass jemals wieder ein Regisseur so viel unzensierten Zugang zum Kreml erhält.»

 

Die Premiere am 9. Januar findet in Anwesenheit von Gabriela Bussmann, Produzentin und frühere Co-Leiterin des Festivals Visions du Réel in Nyon, statt. Das Gespräch führt der Filmjournalist Geri Krebs.

 

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