Premierenfilm

Liquid Truth

BR 2017, 87 min, DCP, O/d-f
Regie: Carolina Jabor
Darst.: Daniel de Oliveira, Marco Ricca, Malu Galli, Stella Rabello, Gustavo Falcão, Luisa Arraes, Luiz Felipe Mello, Rodrigo dos Santos, Breno Nina u.a.

Rubens ist ein attraktiver Mann um die dreissig. Er arbeitet als Schwimmlehrer für Kinder und Jugendliche im Sportzentrum eines Mittelklassequartiers einer brasilianischen Grossstadt. Zu Rubens’ Schützlingen gehört der sechsjährige Alex, ein sensibler Bub, der unter der Trennung seiner Eltern leidet und abwechslungsweise beim Vater und bei der Mutter lebt. Als Alex eines Tages weinend den Unterricht im Schwimmbecken verlässt, versucht Rubens ihn zu trösten und begleitet ihn zur Umkleidekabine. Alex’ Mutter Marisa berichtet einige Tage später ihrem Exmann Davi, der Junge habe erzählt, an besagtem Tag von Rubens zum Abschied auf den Mund geküsst worden zu sein. Während Davi am Wahrheitsgehalt der Geschichte zweifelt und Alex sich nicht mehr zum Vorfall äussert, wird Marisa zur rachsüchtigen Furie. Sie setzt ihren Ex unter Druck, er müsse Rubens sofort bei der Polizei anzeigen – und postet in den sozialen Medien die Anschuldigung, Rubens sei pädophil und schwul. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Da nützt es nichts, dass Ana, die Leiterin des Sportzentrums und Rubens’ Chefin, zu ihm hält. Auch die Tatsache, dass seine Freundin Sofia, mit der Rubens schon seit längerem liiert ist, sich von seiner Unschuld überzeugt zeigt, wird gegen ihn verwendet, schliesslich ist Sofia erst 19 – ein weiterer Beweis für seine pädophilen Neigungen. Ähnlich wie 2012 Thomas Vinterberg in «Jagten», zeigt die brasilianische Regisseurin Carolina Jabor mit beängstigender Konsequenz, welch vernichtende Folgen in einer latent hysterischen Gesellschaft ein Gerücht für den Betroffenen haben kann. Anders als bei Vinterberg sind in «Liquid Truth», der auf einem Theaterstück des katalanischen Autors Josep Maria Miró beruht und dessen originaler Filmtitel «Aos teus olhos» (Durch deine Augen) lautet, die sozialen Medien zentral und die Rollen von Gut und Böse bewusst unscharf. Carolina Jabor sagt über ihren Film, dessen Inhalt durch die aktuelle Entwicklung Brasiliens zusätzlich an Aktualität gewonnen hat: «Wir wollten einen mehrdeutigen Film gestalten, in dem alles und auch alle Figuren zu dieser Mehrdeutigkeit beitragen. Für uns ist das wichtigste Element zu zeigen, dass es unterschiedliche Moralvorstellungen gibt (…) und die Zuschauenden ihre eigene Moral reflektieren.»

 

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