Premierenfilm

Leto

RU/FR 2018, 126 min, DCP, O/d-f
Regie: Kirill Serebrennikov
Darst.: Teo Yoo, Roman Bilyk, Irina Starshenbaum, Anton Adasinsky, Liya Akhedzhakova, Yuliya Aug, Filipp Avdeev, Aleksandr Bashirov, Nikita Efremov, Anastasiya Evgrafova u.a.

Leningrad, Sommer 1980. Der junge Rockmusiker Wiktor orientiert sich an angloamerikanischen Vorbildern und träumt von einem Karrieresprung. Als er seinem Idol Mike und dessen schöner Frau Natascha begegnet, wird der Traum Wirklichkeit. In poetischem Schwarz-Weiss hat Kirill Serebrennikov eine Hommage an die Musik seiner Jugendzeit gedreht. Den Einbruch des bunten Lebens visualisiert er durch dazwischen geschaltete farbige Super-8-Sequenzen, um dann zur Videoclip-Ästhetik zu wechseln, mit Comic-hafter Übermalung der Realbilder, wie dies in Musikvideos der Achtzigerjahre üblich war. Die Musiker Mike und Wiktor hat es tatsächlich gegeben, beide liessen noch in jungen Jahren ihr Leben, der eine starb 1991, der andere 1992. «Jenen, die wir lieben» hat der Regisseur seinen nostalgischen Film gewidmet, in dem viel Herzblut steckt und in dem mit der Leningrader Rockszene der 1980er-Jahre die protestierende Jugend im heutigen Russland mitgemeint ist. Der Film wurde mittlerweile von den Ereignissen überholt und reflektiert seine eigene Situation. Serebrennikow sitzt nämlich seit Monaten im Hausarrest, die Strafe wurde kürzlich verlängert. Nach Cannes, wo «Leto» dieses Jahr im Wettbewerb lief, durfte er nicht ausreisen. Der 1969 geborene Regisseur wird der Veruntreuung von Fördergeldern in Millionenhöhe beschuldigt; den Vorwurf hat er mehrfach als absurd bezeichnet. Wenke Husmann schrieb in Die Zeit: «In Russland kennt noch heute jeder Wiktor Zoi. Er wurde in den 1980ern zu einem Idol der russischen Jugend, die sich nach Freiheit sehnte. Zois Texte entwickelten bald schon ein hochexplosives kritisches Potenzial. (…) Dass die Musik von Zoi und seiner Band Kino so erfolgreich werden konnte, lag auch an der Perestroika, die damals ganz langsam heraufdämmerte. Einerseits ist ‹Leto› also ein Musikfilm, der immer wieder auch visuell zeigt, wie eng die russische Musik – von Rock über Punk bis Disco – mit westlichen Vorbildern verknüpft war: Sex Pistols, Lou Reed, Bob Dylan, David Bowie oder auch Blondie und Duran Duran. Sie besangen die Liebe und die Freiheit. Die Sehnsucht nach beidem ist überall gleich gross, vermittelt der Film, egal ob auf Englisch oder auf Russisch. Andererseits ist ‹Leto› aber auch ein sehr leiser Film über die Freiheit der Liebe (…) und welch grosse Rolle es spielt, sich gegenseitig Freiräume zu lassen.»

 

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