Premierenfilm

Ceux qui travaillent

CH/BE 2018, 105 min, DCP, F/d
Regisseur: Antoine Russbach
Darst.: Olivier Gourmet, Adèle Bochatay, Sabine Timoteo, Dirk Roofthooft, Diana Meierhans, Louka Minnella, Lalia Bron, Michel Voïta u.a.

Frank Blanchet widmet sein Leben ganz seiner Arbeit als Disponent von Frachtschiffen. Er tut dies ohne viel Herzblut, sondern mit einem routinierten Pragmatismus, der allein auf Profite für die Firma abzielt. Franks harte Arbeit ermöglicht seiner Frau und seinen fünf Kindern einen hohen Lebensstandard, der für die Familie selbstverständlich geworden ist: Gerade wurde im Garten des Einfamilienhauses ein Swimmingpool eingebaut, und der Sohn wünscht sich ungeniert das neueste Smartphone. Als Frank zur Ankurbelung der rückgängigen Geschäfte eine fatale Entscheidung fällt, wird er fristlos entlassen. Seiner Familie gaukelt er vor, weiterhin täglich zur Arbeit zu gehen. Doch tief erschüttert muss Frank erkennen, dass er zum Opfer eines unmoralischen Systems geworden ist, dem er alles gegeben hat. Der Genfer Antoine Russbach hat mit seinem ersten Langspielfilm «Ceux qui travaillent» ein starkes Drama über eine Arbeitswelt geschaffen, deren zynische Regeln des Marktes wie ein Bumerang auf das System zurückfallen. Eindringlich verkörpert Olivier Gourmet diesen zu einem gut geschmierten Rädchen gewordenen, entmenschlichten Antihelden, der schon als Kind einer armen Bauernfamilie auf die harte Tour lernen musste, den Regeln zu folgen. Grossartig eine Szene am Familientisch, als Frank unvermittelt aus seiner harten Kindheit erzählt und dafür nur betretenes Schweigen erntet. Der Preis für seine wohlgemeinten Anstrengungen, seinen Kindern ein besseres Leben zu bieten, ist eine Familie, die ihren Wohlstand als Gegenleistung für eine Lebensgemeinschaft ohne zwischenmenschliche Nähe und Wärme betrachtet. Einzig die jüngste Tochter Mathilde bemüht sich um eine Beziehung mit dem Vater, und diese gibt denn auch den Anstoss, dass Frank um seine Würde kämpft. Regisseur Antoine Russbach versteht «Ceux qui travaillent» als Auftakt zu einer Trilogie, die ein Gesellschaftsmodell des Mittelalters auf die heutige Zeit überträgt: diejenigen, die arbeiten (der untere Stand); diejenigen, die sich bekämpfen (der Adelsstand) und diejenigen, die beten (der geistliche Stand). Darauf darf man sehr gespannt sein.

 

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