Numéro une
Regie: Tonie Marshall
Darst.: Emmanuelle Devos, Suzanne Clément, Richard Berry, Sami Frey, Benjamin Biolay, Francine Bergé, Anne Azoulay, John Lynch, Bernard Verley, Jérôme Deschamps u.a.
Die Ingenieurin Emmanuelle Blachey hat einen beeindruckenden Lebensweg zurückgelegt. Ein brillantes Studium mündet in eine vorbildliche Karriere, die sie mit einem geglückten Privatleben vereint: Sie hat einen fürsorglichen Ehemann und zwei Kinder. Als einzige Frau sitzt sie im Vorstand des führenden Energiekonzerns Frankreichs. Beruflich muss sich Emmanuelle jedoch immer wieder in der von Männern dominierten Branche beweisen – etwa, indem sie bei einem Geschäftsessen mit chinesischen Gästen das Gespräch auf Mandarin führt – doch sie steckt dies nonchalant weg. Eines Tages erhält sie ein verlockendes Angebot: Das feministische Frauennetzwerk «Olympe» will sie für den Chefposten in einer der einflussreichsten Firmen Frankreichs portieren. Um dieses Ziel zu erreichen, muss Emmanuelle mit wesentlich härteren Bandagen kämpfen und alles aufs Spiel setzen, was sie bisher aufgebaut hat. Regisseurin Tonie Marshall legt ein kluges und elegantes Drama über den Sexismus in der Geschäftswelt vor, dem genaue Recherchen bei Managerinnen zugrunde liegen. «Numéro une» kommt so spannend wie ein Thriller daher und zeigt, wie sehr dieses rücksichtslose Universum von persönlichen und politischen Ränkespielen geprägt ist. Tonie Marshall hat mit Emmanuelle Devos eine Schauspielerin gewählt, die man in einer solchen Rolle nicht erwarten würde, da sie etwas Zögerliches, Eckiges und sehr Eigenes ausstrahlt, was sie für Aussenseiterfiguren geradezu prädestiniert. Ihre Besetzung erweist sich jedoch als überaus geglückt, denn Devos gibt die Topmanagerin in Haltung und Gestik sehr stimmig. Sie zeigt sie nicht als kalte Strategin, sondern stattet die Figur mit Verletzlichkeit, Wärme und einer Prise rätselhafter Unbestimmtheit aus. In der Filmgeschichte gibt es viele Thriller, in der sich Männer im Haifischbecken der obersten Business-Etagen behaupten müssen, aber kaum einer schildert den Kampf einer Frau um einen führenden Platz. Umso verdienstvoller ist es, dass sich Tonie Marshall dieses wichtigen Themas annimmt und ganz ohne Larmoyanz zeigt, was es heisst, sich als Frau durch die berühmte gläserne Decke zu kämpfen.