Jenseits von Sissi: Romy Schneider

Les choses de la vie

FR/IT/CH 1970, 89 min, Digital HD, F/d
Regie: Claude Sautet
Darst.: Romy Schneider, Michel Piccoli, Gérard Lartigau, Jean Bouise, Boby Lapointe, Hervé Sand, Lea Massari, Jacques Richard, Betty Beckers, Dominique Zardi u.a.

Ein Autoreifen rollt über die Fahrbahn einer Landstrasse. Den Zusammenstoss der Fahrzeuge, unter deren Wucht der Reifen weggeschleudert wird, sehen wir erst viel später. Opfer des Unfalls ist der angesehene Architekt Pierre Bérard. Erzählt wird seine Geschichte vom Ende her: In den Gedanken des Schwerverletzten ziehen die vergangenen Wochen seines Lebens vorbei, was Regisseur Claude Sautet in Rückblenden inszeniert. So erfahren wir, dass Pierre seine Frau Catherine verlassen hat, um mit seiner Geliebten Hélène in Paris zu leben. Aber so richtig kann er sich nicht für Hélène entscheiden; er ist hin und her gerissen zwischen ihr und seiner Familie. Auf der Fahrt zu einem geschäftlichen Termin schreibt Pierre einen Abschiedsbrief an Hélène, den er in seine Tasche steckt. «Les choses de la vie» begründete die Zusammenarbeit zwischen Claude Sautet und Romy Schneider und bedeutete den Durchbruch für den Regisseur. Das melancholische, feinsinnige Melodram kreist um die Unsicherheiten, Zweifel und Widersprüche des Lebens. In seiner ruhigen, aufmerksamen Inszenierung ruht Sautet immer wieder auf den Gesichtern seiner Schauspieler und gibt Romy Schneider und Michel Piccoli Gelegenheit, die Wechselbäder der Gefühle in feinen Nuancen zu artikulieren. Der Film gilt als Klassiker; keinen geringen Anteil daran hat die melancholische Filmmusik von Philippe Sarde, der damals erst 25 Jahre alt war und dessen «Chanson d’Hélène» von Schneider und Piccoli gesungen wird. Die genau beobachteten Details des Milieus und die scheinbaren Nebensächlichkeiten, mit denen die Geschichte erzählt wird, machen «Les choses de la vie» mehr als 45 Jahre nach seiner Entstehung immer noch sehenswert. Geradezu befremdlich wirkt aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit der 1970er-Jahre: Es wird viel geraucht. Piccolis Pierre ist in kaum einer Szene ohne Glimmstängel im Mund zu sehen.

 

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