Revoir 1968

Haschisch

CH 1967, 105 min, 35 mm, F/d
Regie: Michel Soutter
Darst.: Édith Scob, Dominique Catton, Gérard Despierre, Marcel Vidal, François Rochaix, Marion Chalut, Violette Fleury, Jeanne Friedrich, Hughes Fontanet u.a.

Michel Soutter gehört neben Alain Tanner und Claude Goretta zu den Grossen des Westschweizer Filmschaffens, die mit ihren frischen Filmen, der Leichtigkeit und Souveränität ihrer Erzählweise und ihren facettenreichen Figuren in den Sechziger- und Siebzigerjahren Furore machten. Obwohl Soutter weniger bekannt ist als Tanner und Goretta, die eine internationale Karriere machten, zählen seine frühen Werke zu den Meilensteinen des Neuen Schweizer Films. Der 1932 in Genf geborene und 1992 dort auch verstorbene Regisseur war ein poetischer Rebell; seine Filme drehten sich meist um Identitätsprobleme von städtischen Intellektuellen und Menschen auf dem Land. Im Zentrum von «Haschisch» stehen junge Leute in der ereignislosen Provinz. Der junge Schauspieler Mathieu wird unvermittelt von Fernweh gepackt, als er im Korridor eines Radiostudios den Schrei eines anatolischen Hirten und das Gedicht des türkischen Dichters Nâzim Hikmet vernimmt. Er überredet seinen Freund Bruno, einen Automechaniker, Genf mit ihm zu verlassen. Doch die Reise wird durch die Ankunft der hübschen Schauspielerin Pauline, in die sich Mathieu verliebt, in Frage gestellt. Michael Schlee schreibt auf nachtsichtgeraet.blogspot.ch: «Michel Soutter realisierte dieses Kaleidoskop schweizerischer Befindlichkeit als vielgestaltiges Kunstkino. Städtebilder, Handlungsausrisse, Interviews, Kommentare direkt in die Kamera. Die Handlung schält sich erst nach und nach heraus: eine Liebesgeschichte, die möglicherweise die Kraft hätte, die Figuren zu retten. Doch sie scheitert. Wie eigentlich alles in diesem Film scheitert oder, wie man vermittelt bekommt, bereits gescheitert ist. Die Schweiz, ein Land ohne Identität, bietet auch nichts zur Identitätsstiftung an. Wie einmal gesagt wird: Hässliche Grossstädte und lächerliche Kurorte, das sei die Schweiz. (…) Mathieu möchte weg und kann doch nicht. Die Sehnsucht bleibt, die Beziehung geht vor die Hunde. Die Grundstimmung ist die der tiefen Melancholie. Man möchte lieben, sich heimisch fühlen, ein sinnvolles Leben leben. Aber es ist nicht möglich. Es bleibt nur das Weggehen. Kurzfristigen Halt scheint nur die Kunst zu bieten, und die ist ortlos. Sie ist überall.» 

 

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