Premierenfilm

You Were Never Really Here

UK/FR/US 2017, 90 Min., DCP, E/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Lynne Ramsay
Darst.: Joaquin Phoenix, Judith Roberts, Ekaterina Samsonov, Alessandro Nivola, Frank Pando, Dante Pereira-Olson, John Doman, Alex Manette, Claire Shu, Denis Ozer u.a.

Joe ist ein abgehalfterter Golfkriegsveteran und aktuell in einem Job tätig, der irgendwo zwischen dem eines kaputten Privatdetektivs und dem eines brutalen Auftragskillers liegt. Dabei sind Joes Spezialgebiete die Rettung von Frauen aus der Zwangsprostitution und die physische Eliminierung von Kinderschändern. Weil sich unter Letzteren immer wieder der eine oder andere hochrangige Politiker befindet, lebt er gefährlich. Bei seinem neuesten Auftrag überschneiden sich seine Spezialgebiete, soll er doch eine Minderjährige aus einer Bordellhölle in Manhattan befreien. Allerdings läuft die Aktion völlig aus dem Ruder, und so beginnt Joes Ein-Mann-Kommando einen blutigen Rachefeldzug gegen die Menschenhändler. Nachdem die britische Regisseurin Lynne Ramsay vor über einem Jahrzehnt mit ihrem verstörenden Drama «We Need to Talk About Kevin» begeisterte, sicherte sie sich für ihren neuen Film die Rechte an dem 2013 erschienenen, düsteren Kurzroman des US-Schriftstellers Jonathan Ames, einer schillernden Figur aus New Yorks kulturellem Underground. Mit dem 1974 geborenen Joaquin Phoenix als tragende Hauptfigur hat Ramsay die kongeniale Verkörperung des von den Dämonen seiner Vergangenheit gepeinigten Joe gefunden. Phoenix, der hier wesentlich älter wirkt als seine 43 Jahre und spätestens seit Ridley Scotts «Gladiator» (2000) zu Hollywoods eigenwilligsten und kantigsten Darstellern gehört und so herausragende Filme wie «Walk the Line» (2005), «The Master» (2012), «Inherent Vice» (2014) und «Her» (2013) als Hauptdarsteller prägte, gibt hier schauspielerisch buchstäblich alles, ja dominiert noch stärker als in den erwähnten Filmen. «You Were Never Really Here» ist nahezu eine Solo-Performance von Phoenix; seine Figur gleicht äusserlich einem Obdachlosen. 2017 erhielt der Schauspieler in Cannes den Preis als bester Darsteller und Lynne Ramsay den Drehbuchpreis. Neben der herausragenden Leistung von Ramsay und Phoenix ist aber auch die von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood komponierte Filmmusik zu erwähnen, ein hypnotisch sich in die Gehörgänge bohrender Soundtrack, der für Joes immer nahe am Wahnsinn entlangtaumelnden Trip den idealen akustischen Background darstellt.

 

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