Premierenfilm

Eldorado

CH/DE 2018, 92 min, DCP, D-O/d
Regie: Markus Imhoof
Mitw.: Tiziana Manisco, Federico Riccio, Umberto Carofiglio, Raffaele Falcone, Akhet, Doris Mühlemann, Hans-Jürg Käser, Gabriel Steffen, Rahel, Jean Quartarolo u.a.

Der Titel des neuen Dokumentarfilms von Markus Imhoof («More Than Honey») steht für das Gelobte Land. Aber die ursprüngliche Bedeutung dieses spanischen Wortes ist «das Goldene», und golden glitzern die Rettungsdecken, die Helfer über die aus dem Mittelmeer geborgenen Bootsflüchtlinge aus Afrika ausbreiten. Markus Imhoof und sein Kameramann Peter Indergand konnten auf einem Schiff der italienischen Marine mitreisen und die Ankunft dieser unglücklichen Menschen hautnah miterleben. Nach äusserst schwierigen Verhandlungen gelang es Imhoof, in einem hermetisch abgeriegelten Durchgangslager in Apulien und in einem Slum afrikanischer Sklavenarbeiter am Rande einer Tomatenplantage zu filmen und unter die Haut gehende Zeugnisse der Flüchtlingstragödie aufzuzeichnen, wie man sie so noch kaum je gesehen hat. Migrantenschicksale sind für Markus Imhoof eine Herzensangelegenheit; sie haben das Leben des heute 77-Jährigen von klein auf geprägt. 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, nahm Familie Imhoof ein italienisches Halbwaisenmädchen aus dem zerbombten Milano für ein halbes Jahr bei sich auf und konnte das Kind drei Jahre später noch einmal für kurze Zeit in die Schweiz holen. Diese erschütternde Geschichte, die den Kontrast zur heutigen Lage bildet, macht deutlich, wie Markus Imhoof spätestens seit seinem oscarnominierten Film «Das Boot ist voll» von 1981 der Schweizer Cineast von Fluchtgeschichten wurde. Markus Imhoof über seinen Film: «Jeder von uns trägt ein Stück Kongo in seiner Hosentasche: seltene Erden im Handy. 80% von Coltan wird in rückständigen Minen im Kongo gegraben, aber die Gewinne der Rohstoffhändler fliessen in die Schweiz. Auch mit den europäischen Handelsabkommen mit Afrika für den zollfreien Import unserer Agrarprodukte werden die Spielregeln verzerrt: Afrikanische Bauern können mit unserem subventionierten Erfolg nicht mithalten. Die Globalisierung hat das Proletariat ‹exportiert› und kehrt sich um in wirtschaftliche Kolonialisierung: Geld, Reiche und Waren reisen global, aber Arme müssen bleiben, wo sie sind. (…) Die Abwehr überlässt man den Naturkräften des Meeres. Seit dem Jahr 2000 sind 30’000 Menschen auf der Flucht ertrunken: eine Kleinstadt aus Leichen. Menschenleben als Kollateralschaden unseres Wohlstands und unseres ‹Pursuit of Happiness›.»

 

Die Premiere am 11. März findet in Anwesenheit des Regisseurs Markus Imhoof statt. Das Gespräch führt der WOZ-Redaktor Kaspar Surber. 

 

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