Premierenfilm

Favela Olímpica

CH 2017, 93 min, DCP, O/d
Regie: Samuel Chalard

Noch keine zwei Jahre sind seit den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro vergangen. Und doch scheint es, als sei dieses sportliche Grossereignis, das von Korruption und Finanzskandalen überschattet war, bereits Jahrzehnte entfernt. Noch weiter entfernt scheinen indes die Proteste, die in den Monaten vor den Spielen, im Frühling 2016, von den Medien der ganzen Welt aufgegriffen wurden, als sich Bewohnerinnen und Bewohner der «Favela Autódromo» gegen ihre Zwangsumsiedlung zur Wehr setzten. Diese Favela, die mehr einem gut organisierten Dorf mit starkem sozialem Zusammenhalt als einem von Drogenbanden beherrschten Elendsviertel glich, sollte einem Olympiastadion weichen. Den Plan setzte Rios neoliberale Stadtregierung unter ihrem Bürgermeister Eduardo Paes schliesslich um; einige der Bewohnerinnen und Bewohner der «Favela Autódromo» endeten in gesichtslosen, schlechten Neubauten, andere wurden mit lächerlichen Abfindungen abgespeist. «Favela Olímpica» verfolgt den am Ende verlorenen Kampf dieser Menschen während zweier Jahre mit viel Einfühlungsvermögen und schafft es, sie zu Figuren werden zu lassen, die trotz der Niederlage Stärke und Hoffnung verkörpern. Der 1973 in Lausanne geborene Samuel Chalard legt mit «Favela Olímpica», der vom bekannten Genfer Cineasten Frédéric Gonseth produziert wurde, sein Debüt vor. Er präsentierte es im vergangenen Sommer am Locarno Festival in der prestigeträchtigen Sektion «Semaine de la critique», wo der Film zu einem der meist beachteten des Festivals avancierte. Giorgia Del Don schreibt auf cineuropa.org: «Das vorherrschende Gefühl beim Betrachten von ‹Favela Olímpica› ist, dass man Zeuge einer grossen Ungerechtigkeit wird. Denn obwohl Regisseur Samuel Chalard auch die andere Seite zu Wort kommen lässt, wie etwa den Bürgermeister oder die Architekten, sticht deren mangelnde Fähigkeit, aufmerksam und unparteiisch zuzuhören, sofort ins Auge. So wird ‹Favela Olímpica› langsam zu einem so faszinierenden wie grausamen Film über Spionage, von dem wir uns wünschen, er möge gut enden. Und obwohl eindeutig eine Dokumentation, bietet der Film eine solch subtile und brillante Dramaturgie, dass man über die Macht der Realität und über die feinen Trennlinien zwischen dokumentarischer Erzählung und Fiktion nachzudenken beginnt.»

 

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