Premierenfilm

Machines

IN/DE/FI 2016, 71 min, DCP, O/d-f
Regie: Rahul Jain

Spätestens seit im April 2013 in der Nähe von Dhaka, Bangladesh, das neunstöckige Gebäude einer Textilfabrik einstürzte und 1138 Menschen tötete, sollte die Weltöffentlichkeit Bescheid wissen über die grauenhaften Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken auf dem indischen Subkontinent. Der Dokumentarfilm «Machines» des indischen Regisseurs Rahul Jain erzählt zwar nicht von dieser grössten bekannten Katastrophe in der Geschichte der Textilindustrie, sondern taucht tief in die Welt einer Fabrik im indischen Gujarat ein. Dort herrschen ähnlich unmenschliche Arbeitsbedingungen und fehlende Sicherheitsvorkehrungen wie damals in Dhaka; sie spotten jeder Beschreibung. Rahul Jain, selbst aus einer Familie von Textilarbeitern stammend, zeigt in seiner in jeder Hinsicht grossartigen Dokumentation aber nicht nur das Inferno, in dem die Arbeiter gefangen sind. Vielmehr schafft er es auch, die Vorgänge innerhalb der düsteren Fabrikmauern mit den immer gleichen maschinellen und industriellen Abläufen in geradezu erhabenen, ja eleganten Bildern einzufangen. Der Halle mit ihren unendlich langen Gängen, dem Dampf der rotierenden Motoren und den tausenden, ölverschmierten Maschinen, gewinnt er etwas Poetisches und Sinnliches ab. In die Monotonie der Abläufe packt er gelungen aufeinander abgestimmte Bilderfolgen und glänzende Aufnahmen und erzeugt so beim Zuschauer erst recht ein beklemmendes Gefühl angesichts des Leids und der harten Arbeitsrealität der Menschen. Silvia Hallensleben schreibt in epd Film: «Zum Innenleben der Fabrik mit ihren eindrucksvollen Bildern von Kameramann Rodrigo Trejo Villanueva (…) gibt es Interviews mit Beteiligten von verschiedenen Seiten: den oft von weit her zugewanderten Arbeitern, die sich aus existenzieller Not für wenig Geld verdingen müssen. Einem Gewerkschafter, der die fehlende Organisierung der Arbeiter beklagt. Und einem Besitzer, der seiner Belegschaft fehlende Arbeitsmoral vorwirft und postuliert, höhere Löhne würden doch nur in Alkohol und Drogen umgesetzt. Diese Statements (…) sind – im guten Sinne – wie das treffende Resumee eines Grundkurses in Marxscher ‹ursprünglicher Akkumulation›. Die Stärke dieses musikfreien Films liegt in der visuellen Kraft, mit der die faktischen Produktionsverhältnisse in Bilder von urtümlicher Wucht und oft traumhafter Dichte umgesetzt sind.»

 

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