Premierenfilm

Human Flow

DE 2017, 140 min, DCP, O/d-f
Regie: Ai Weiwei
Mitw.: Israa Abboud, Hiba Abed, Rami Abu Sondos, Asmaa Al-Bahiyya, Eman Al-Masina, Maya Ameratunga, Hanan Ashrawi, Peter Bouckaert, Boris Cheshirkov u.a.

Der seit 2015 in Berlin lebende weltbekannte chinesische Künstler Ai Weiwei machte im Dezember jenes Jahres mit seiner Familie Urlaub auf der griechischen Insel Lesbos. Am dortigen Strand wurde er Zeuge, wie Flüchtlinge strandeten. Ai Weiwei beschloss, auf Lesbos zu bleiben und ein Flüchtlingslager zu besuchen. Dies war die Initialzündung für seinen ersten Kinodokumentarfilm, der sich als eine Art filmische Installation in äusserst ambitionierter Weise der Tatsache annimmt, dass 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, in der grössten Völkerwanderung seit dem Zweiten Weltkrieg. 23 Länder hat Ai Weiwei im Verlauf eines Jahres bereist; insgesamt zwei Dutzend Kamerateams haben mit ihm Hot Spots dieser humanitären Katastrophe in Griechenland, Afghanistan, Irak, Kenia und der Türkei besucht – und zahlreiche andere Orten in einer Welt, in der Kriege, wirtschaftliche Not oder Klimakatastrophen immer mehr Menschen alles riskieren lassen, um ihr Leben zu retten oder schlicht ein menschenwürdiges Dasein zu suchen. «Human Flow» erlebte seine Weltpremiere im vergangenen September am Filmfestival von Venedig und wurde zu einem der meistdiskutierten Beiträge des Festivals. Während die einen sich von der poetischen Schönheit überwältigen liessen, die der Künstler auch widrigsten Realitäten abzugewinnen versteht, kritisierten andere die Tatsache, dass er sich inmitten des Elends von Flüchtlingslagern zu oft selbst in Szene setzt. «Auch wenn Ai Weiwei (…) die Mission der Menschlichkeit betont und die verwegene Hoffnung hegt, dass sich die Welt wegen der Flüchtlinge nicht immer mehr spaltet, sondern zusammenrauft: Das ethische Dilemma von uns Europäern, die wir Empathie entwickeln und wieder nach Hause fahren, thematisiert sein Film nicht. Aber er zeigt, wie effizient Europa die Flüchtlingsfrage an die Aussengrenzen entsorgt und Zigtausende im Stich lässt, an Stacheldrahtzäunen, in Elendszelten im Schlamm. Er zeigt, als Folge des Türkei-Abkommens, die Rechtlosigkeit der dorthin zurückgeführten Heimatlosen. (…) Und schliesslich wechselt ‹Human Flow› die Schauplätze immer schneller, bis sich eben jene Immunisierung einstellt, die Ai Weiwei eigentlich aushebeln will. Oder entwickelt man mit solchen Bedenken nur einen Schutzmechanismus gegen den moralischen Appell, der in jeder einzelnen seiner Aufnahmen steckt?» Christiane Peitz, Die Zeit

 

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