Premierenfilm

Risk

US 2016, 86 min, DCP, O/d-f
Regie: Laura Poitras
Mitw.: Julian Assange, Sarah Harrison, Jacob Appelbaum, Joseph Farrell, Renata Avila, Jennifer Robinson, Erinn Clark, Laura Poitras, Ana Alban, Christine Assange u.a.

Julian Assange braucht man wohl kaum eigens vorzustellen. Über ihn gibt es bereits mehrere Kinofilme, etwa die Dokumentation «We Steal Secrets: The Story of WikiLeaks» von Alex Gibney oder den Spielfilm «The Fifth Estate» von Bill Condon mit Benedict Cumberbatch als Julian Assange. Dass Oscar-Preisträgerin Laura Poitras nach Edward Snowden einen Dokumentarfilm über die kontroverse Figur Assange realisierte, bedeutet kein Aufspringen auf einen fahrenden Zug. Die kanadische Regisseurin, die wegen ihrer Filme und Recherchen über Praktiken der US-Geheimdienste in deren Visier geriet, hatte ihren Film über Assange bereits 2011 begonnen, als dieser noch nicht im Londoner Botschaftsasyl, sondern in Freiheit lebte. Laura Poitras unterbrach die Arbeit an «Risk», als Edward Snowden 2013 mit ihr Kontakt aufnahm und sie mit ihm daraufhin «Citizenfour» realisierte. «Risk» hat sie in zehn Kapitel unterteilt, die an der Geschichte von Assange und WikiLeaks ausgerichtet sind. Auf den ersten Blick hat der Dokumentarfilm inhaltlich nicht viel Neues zu bieten; seine grosse Stärke ist es, dass er keine Heldengeschichte über Assange erzählt. Immer wieder geht Poitras’ Blick auf die andere Seite: Man sieht nicht die Pressekonferenz zur WikiLeaks-Veröffentlichung der Spy Files, sondern die Vorbereitungen der Aktivisten, nicht Assanges Auftritte, sondern das Geschehen hinter den Kulissen. Und dort, wo es um die bis heute mysteriöse Geschichte der angeblichen Sexualdelikte Assanges geht, verschweigt der Film das problematische Frauenbild des Australiers nicht. Und er schafft es, die WikiLeaks-Tätigkeit in einen grösseren Zusammenhang zu stellen: den Arabischen Frühling und die Messen internationaler Firmen, die Überwachungstechnik und Wissen auch an Staaten wie Syrien oder Libyen verkaufen. Neben Assange finden auch Edward Snowden und Whistleblower Bradley (heute: Chelsea) Manning Eingang in diesen vielschichtigen Dokumentarfilm, der es meisterhaft versteht, Licht in die dicht verflochtenen politischen, geheimdienstlichen, militärischen und wirtschaftlichen Interessen der heutigen Weltordnung zu bringen. «Ein so dringender wie präziser Film, der ganz ohne die extravaganten Shows eines Michael Moore oder Oliver Stone auskommt und so weit mehr nachwirkt.» Deborah Young, The Hollywood Reporter

 

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