Roter Oktober: 100 Jahre Russische Revolution

Die Kommissarin (Komissar)

UdSSR 1967, 110 min, 35 mm, O/d-f
Regie: Alexander Askoldow
Darst.: Nonna Mordjukowa, Rolan Bykow, Raissa Njedaschkowskaja, Ljudmila Wolynskaja, Wassili Schukschin, Ljuba Katz, Pawlik Lewin, Dima Klejman u.a.

Im Bürgerkrieg in Russland, der unmittelbar auf die Oktoberrevolution von 1917 folgte, hat ein Regiment der «Roten» eine Kleinstadt erobert. Als sich das Blatt wendet und sich die «Weissen» zum Sturm auf den Ort formieren, muss eine schwangere Polit-Kommissarin (grandios verkörpert von der damals bereits 41-jährigen Stalinpreisträgerin 
Nonna Mordjukowa) ihre militärische Einheit verlassen und in der Kleinstadt zurückbleiben. Sie findet Unterschlupf bei einer kinderreichen jüdischen Familie. Angesichts der Bedrohung und der gemeinsamen Ängste nähern sich die Frau und die ihr anfänglich fremde Familie einander an. Als die Kommissarin schliesslich ihrem Regiment folgt, vertraut sie ihr neugeborenes Kind der Familie an. Basierend auf der in den 1920er-Jahren verfassten Kurzgeschichte «In der Stadt Berditschew» des verfemten jüdischen Schriftstellers Wassili Grossman (1905–1964) realisierte der sowjetische Film- und Theaterkritiker Alexander Askoldow (Jg. 1932) im Jahr 1967 sein Spielfilmdebüt. Es blieb sein einziger Film. «Komissar» wurde sofort nach der Fertigstellung von der Zensur als «antisowjetisch» verboten – die Darstellung der Hauptfigur erschien den Bürokraten zu wenig heroisch. Askoldow erhielt als Filmregisseur Berufsverbot und war fortan nur noch literarisch tätig. Erst Mitte 1987, im Zuge von Glasnost und Perestroika, wurde der Film freigegeben. An der Berlinale 1988 feierte er seine umjubelte Weltpremiere und erhielt den Silbernen Bären; wenige Monate darauf begeisterte er das Publikum auf der Piazza Grande in Locarno. «‹Die Kommissarin› handelt nicht nur vom Sieg des Lebensprinzips über das des Todes, von der Verwandlung der eisernen Kriegskommissarin in eine Frau, die ihre Weichheit entdeckt und mit dem Neugeborenen zärtlich lallt. Der Film ist vor allem ein Requiem für die Juden, die ewigen Opfer der Geschichte. (…) In einer Vision der Kommissarin schlägt ‹Komissar› den Bogen vom russischen Antisemitismus zum Massenmord der Nazis: Mit dem gelben Stern auf der Brust wird die Familie in die Vernichtungsstätten getrieben. Aufgrund dieser Vision vor allem lässt die Kommissarin ihr Baby zurück, um in ihrem Regiment für eine Internationale zu kämpfen, die endlich auch den Juden ein Leben ohne Angst garantieren soll.» Christof Peck, Der Spiegel

 

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