Roter Oktober: 100 Jahre Russische Revolution

Oktober (Oktjabr)

UdSSR 1928, 116 min, DCP, stumm, russische Zwischentitel/d
Regie: Sergej M. Eisenstein
Darst.: Boris Liwanow, Wassili Nikandrow, Wladimir Popow, Nikolai Popow, Eduard Tisse, Nikolai Padvoisky u.a.

Sergei Eisensteins legendärer Stummfilm «Oktober» erzählt die revolutionären Ereignisse des Jahres 1917 in Russland. Die Handlung umspannt die acht Monate vom Sturz der Zarenherrschaft bis zum Sturm auf das Winterpalais. Die Ereignisse wurden so täuschend echt nachgestellt, dass man die Szenen für Originalaufnahmen halten könnte. Diese Authentizität sowie die suggestive Ausdruckskraft der Montage, die scharfe Polemik und das wuchtige Pathos machen den Film zu einem faszinierenden Werk. Weil Eisenstein auf Weisung Stalins den in Ungnade gefallenen Trotzki nachträglich aus dem Film entfernen musste, verzögerte sich die Fertigstellung. Trotz der Überarbeitung missfiel das Werk den Auftraggebern, die es zu intellektuell fanden. Mit seiner auf Rhythmuswechseln, harten Kontrasten und Schockeffekten beruhenden «Montage der Attraktionen» erfand Eisenstein für das Kino den Schnitt als Sprache. Seine im Spannungsfeld von Kunst und Propaganda entstandenen Schriften prägen die Filmtheorie bis heute. «Für diesen Film, den das Moskauer Politbüro zur Zehnjahresfeier des Umbruchs in Auftrag gibt, stehen Eisenstein 500’000 Rubel, 10’000 Statisten, das Winterpalais, die Stadt St. Petersburg-Leningrad, der Panzerkreuzer ‹Aurora› und – am Höhepunkt der Energiekrise – eine Unzahl von Kilowattstunden Strom zur Verfügung. Statt eines Agit-Monumentalschinkens dreht er indes seinen wildesten, intellektuellsten, experimentellsten, barockesten, kühnsten Film. Endlos hebt sich in filmischer Zeittransformation die Newa-Zugbrücke, gleitet das Haar der Toten über die Brückenkante, baumelt der Pferdekadaver über der Tiefe. Laut Eisenstein sei die Hieroglyphensprache des Films in der Lage, jede Vorstellung, jedes System, jedes politische Schlagwort rein aus sich selbst, also vorbehaltlos filmisch zu artikulieren. Gesagt, getan anno 1927. Ein triumphales Jahr im Selbstvertrauen, im Willen, im Können der siebten Kunst.» Harry Tomicek, Filmmuseum Wien

 

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