Premierenfilm

Willkommen in der Schweiz

CH 2017, 83 min, DCP, Dialekt/d-f
Regie: Sabine Gisiger
Mitw.: Andreas Glarner, Johanna Gündel, Susanne Hochuli, Intergalaktischer Chor, Mechaje Ensemble Basel u.a.

Das reiche Aargauer Dorf Oberwil-Lieli machte im Spätsommer 2015 weltweit Schlagzeilen, weil sein Gemeindepräsident, der Unternehmer und SVP-Politiker Andreas Glarner, sich weigerte, zehn vom Kanton zugewiesene Asylbewerber unterzubringen. Er lässt stattdessen ein gemeindeeigenes Gebäude, das als Asylunterkunft hätte dienen sollen, kurzerhand abreissen und überweist dem Kanton 290’000 Franken. Damit will er seine Gemeinde von der Verpflichtung loskaufen, Asylbewerber zu beherbergen. «Willkommen in der Schweiz» nimmt diese Begebenheit – die sich genau zu der Zeit ereignete, als in Deutschland die so genannte «Flüchtlingskrise» die Gemüter bewegte – zum Anlass, die Beweggründe Glarners und seiner Anhänger in direkten Begegnungen genauer zu hinterfragen. Darüber hinaus liefert der äusserst sorgfältig gestaltete Film einen historischen Abriss über den Umgang der Schweiz mit Geflüchteten seit dem Zweiten Weltkrieg und lässt als Glarners Antipoden die grüne Aargauer (Ex-)Regierungsrätin Susanne Hochuli und die Oberwiler Studentin und Asyl-Aktivistin Johanna Gündel ausführlich zu Wort kommen. Sabine Gisiger, die zuletzt mit «Dürrenmatt – Eine Liebesgeschichte» und «Yalom’s Cure» Furore gemacht hatte, zeigt sich hier einmal mehr als die wohl versierteste und kreativste Dokumentarfilm-Regisseurin, wenn es darum geht, heisse politische Eisen anzupacken und dabei stets streng sachlich zu bleiben. Der Film hatte seine Weltpremiere im August am Filmfestival Locarno – allerdings in einer Nebensektion und am Nachmittag des ersten Festivaltags, als noch nicht allzu viel Publikum da war – Festivalleiter Carlo Chatrian scheut Filme mit kontroversen politischen Themen wie der Teufel das Weihwasser. «Ein Lehrstück für die Mechanismen unserer Demokratie (…) folgt ‹Willkommen in der Schweiz› im Unterschied zu so vielen Spielfilmen dem Ruf, das hiesige Schaffen habe die drängenden Themen der Zeit und des Landes aufzunehmen (…). Die filmische Aufarbeitung bietet gelungene Bildeinfälle, etwa wenn die Kamera den an antike Dramen gemahnenden Chor einfängt, der ein Dialektlied intoniert: In Grossaufnahme werden die Gesichtszüge eingefangen, die Wurzeln aus aller Welt spiegeln – ein eindrückliches Plädoyer für die Vielfalt.» Urs Bühler, NZZ

 

Die Vorstellung von Dienstag, 24. Oktober, findet in Anwesenheit der Regisseurin Sabine Gisiger statt. Das Gespräch führt der Historiker und WOZ-Redaktor Kaspar Surber. 

 

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