Premierenfilm

Western

DE/BG/AT 2017, 119 min, DCP, O/d-f
Regie: Valeska Grisebach
Darst.: Viara Borisova, Veneta Fragnova, Syuleyman Alilov Letifov, Meinhard Neumann, Detlef Schaich, Reinhardt Wetrek, Waldemar Zang u.a.

Ein Trupp ostdeutscher Bauarbeiter soll im Süden Bulgariens nahe der griechischen Grenze ein Kraftwerk bauen. Doch es gibt in dieser trockenen Gegend Probleme mit der Wasserversorgung, und auch die Kieslieferungen lassen auf sich warten. So sind die Männer in ihrem improvisierten Camp immer mal wieder zum Nichtstun verdammt. In der wilden Naturlandschaft am gottverlassenen Rand Europas erscheinen die rauen Burschen aus dem fernen Deutschland wie Cowboys oder Siedler in einer feindseligen Umgebung, derweil die Bewohner und Bewohnerinnen des kleinen Dorfes nahe des Camps die Indianer sind: Sie sprechen eine fremde Sprache, die Deutschen verstehen ihre Bräuche, Gewohnheiten und Sozialstrukturen nicht – rasch können so aus gegenseitigen Missverständnissen handfeste Konflikte resultieren. Bald taucht auch ein Pferd auf und begleitet Meinhard, die Hauptfigur unter den Bauarbeitern, für eine Weile. Einmal wird geschossen, es gibt ein Duell zwischen Meinhard, dem Sensibelsten der Männer, mit Vincent, dem grobschlächtigen Bauführer, dazwischen Nächte am Lagerfeuer und knappe Dialoge, viele davon auf Bulgarisch. Die 1968 geborene Valeska Grisebach zählt – wie etwa auch Christian Petzold, Benjamin Heisenberg und Maren Ade – zur «Berliner Schule», zu deren Markenzeichen das Spiel mit Uneindeutigkeiten und der Verzicht auf eine bis ins Letzte auserzählte Story gehören. Und wie Maren Ade, deren Firma Komplizen Film «Western» mitproduziert hat, ist auch Valeska Grisebach keine Vielfilmerin. «Western» ist nach «Mein Stern» (2001) und «Sehnsucht» (2006) erst ihr dritter Film – und man merkt ihm an, wie intensiv sie dafür während Jahren recherchiert hat. «Wunderbar spielt Valeska Grisebach mit Elementen und Mustern des Western-Genres. Die Duelle der beiden Männer werden dabei nicht unnötig dramatisiert. Der Western ist hier eher eine Versuchsanordnung, ein Vehikel, um unterdrückte Rivalität und den Wunsch nach Freiheit zu visualisieren. (…) Wie bereits 2006 in ‹Sehnsucht› arbeitet die Regisseurin auch hier wieder ausschliesslich mit Laien und kitzelt aus diesen ansonsten eher stummen Männern erstaunliche Lebensweisheiten heraus. (…) Der unaufhaltsame Zusammenprall mit der Fremde und die Begegnung mit der bulgarischen Kultur schaffen einen spannungsreichen Kontext für dieses erzählerische Experiment, der sich auch vor aktuellen Themen wie Flüchtlingskrise und europäischer Verständigung nicht versteckt.» Susanne Burg, Deutschlandfunk

 

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