Premierenfilm

Insyriated

BE 2017, 85 min, DCP, O/d-f
Regie: Philippe Van Leeuw
Darst.: Hiam Abbass, Diamand Bou Abboud, Juliette Navis, Mohsen Abbas, Moustapha Al Kar, Alissar Kaghadou, Ninar Halabi, Mohammad Jihad Sleik u.a.

Eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Damaskus. Die energische Oum Yazan ist Mutter der drei Kinder Yara, Aliya und Yazan. Sie versucht einen normalen Familienalltag aufrechtzuerhalten, während draussen der Krieg wütet. In der Wohnung leben zudem Oums Schwiegervater, eine philippinische Haushalthilfe, ein Paar aus einer zerstörten Nachbarswohnung sowie Karim, der Freund von Oums ältester Tochter Yara. Mittags trifft man sich am Esstisch, alle bemühen sich, gegen das Dröhnen der Bomben und Maschinengewehre anzusprechen. Es gibt kaum Wasser, jeder Gang vor die Tür ist gefährlich, auf den Dächern sind Scharfschützen positioniert. Als es an der Tür klopft, weiss niemand, ob es Oums Ehemann ist, auf den alle unruhig warten, oder ob es fremde Männer sind, die wissen wollen, was es in der Wohnung zu holen gibt. Der zweite Spielfilm des Belgiers Philippe Van Leeuw, der über zwanzig Jahre als Kameramann arbeitete, basiert auf einer realen Erzählung aus Aleppo und ist ein meisterhaft inszeniertes und gespieltes Kammerspiel über das, was der Krieg mit den Menschen macht. In deutlicher und ungeschminkter Weise vermittelt der Film die Ängste, denen die Menschen in einem unter Dauerbeschuss stehenden Land tagtäglich ausgesetzt sind, und wie sie plötzlich ganz selbstverständlich bereit sind, andere zu opfern, um die eigene Haut zu retten. Bei seiner Premiere an der diesjährigen Berlinale erhielt «Insyriated» ex aequo mit Raoul Pecks «I’m Not Your Negro» den Panorama-Publikumspreis. «Eingesperrt in die eigenen vier Wände verdichtet Philippe Van Leeuws libanesisch-französisch-belgische Koproduktion mit der grossartigen Hiam Abbass in der Hauptrolle, den Krieg zur klaustrophobischen Parabel über all jene, die nicht aus Syrien fliehen konnten. Auch für die Kamera ist es eng in der verwinkelten Wohnung. Es gilt, die nächsten 24 Stunden zu überleben, irgendwie. (…) Vor allem Hiam Abbass’ Figur verkörpert einen aus der Verzweiflung resultierenden Pragmatismus, eine schier unmöglich gewordene Menschlichkeit. Wen schützen, wem helfen, wen preisgeben, (…) wenn es keinen sicheren Ort mehr gibt? Unmöglich, keinen Verrat zu begehen. Gewalt deformiert, unweigerlich.» Christiane Peitz, Der Tagesspiegel

 

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