Premierenfilm

Rabbi Wolff

DE 2016, 90 min, DCP, O/d
Regie: Britta Wauer
Mitw.: William Wolff, Andreas Buchinger, Valeriy Bunimov, Kathleen Egleton, Robin Fell, Elisheva Friedman, Leo Hepner, Elsa Hillman, Stefanie Horn u.a.

Der 1927 in Berlin geborene Willy Wolff ist Rabbiner – in Schwerin, Wismar und Rostock. Und wenn er angesichts dieser Mehrfachbelastung gelegentlich in einer der jüdischen Gemeinden den Überblick verliert und damit den Vorsteher in Rage bringt, so lächelt er das einfach bei einer Tasse Tee weg. Ohnehin ist er meist nur zum Sabbat in Deutschland, denn seinen Wohnsitz hat er seit 1939 in London, wo er das Leben in vollen Zügen geniesst: Er geht an Pferderennen, beteiligt sich an Wetten und macht Yoga. Spass gehört zum Leben, sagt der bald Neunzigjährige, der nie verheiratet war und auch keine Kinder hat. Bevor er im Alter von 53 Jahren Rabbiner wurde, war er 30 Jahre lang politischer Korrespondent renommierter britischer Zeitungen. Danach übte er während zwei Jahrzehnten das Amt als Gemeinderabbiner in Wimbledon und West London aus. Mit 75 folgte er dem Ruf aus seiner alten Heimat Deutschland – von wo er mit seiner Familie als Sechsjähriger vor den Nazis geflohen war –, das verwaiste Rabbinat der jüdischen Gemeinden von Mecklenburg-Vorpommern zu übernehmen. «Wir hatten einen Rabbiner erwartet – und es kam ein englischer Gentleman», wunderten sich die Gemeindemitglieder zunächst über den charismatischen kleinen Mann und schlossen ihn schnell ins Herz. Die deutsche Regisseurin Britta Wauer hat Rabbi Wolff, den sie bereits 2008 bei den Recherchen für ihren Dokumentarfilm «Im Himmel unter der Erde» über den jüdischen Friedhof von Berlin-Weissensee kennenlernte, während fast drei Jahren mit der Kamera begleitet. Aus dieser gemeinsamen Zeit ist nicht nur dieser mitreissende Dokumentarfilm mit dem Untertitel «Ein Gentleman vor dem Herrn» entstanden, sondern auch auch das Buch «Rabbi Wolff und die Dinge des Lebens. Erinnerungen und Einsichten». «Wer bisher über Juden in Deutschland Filme drehte, richtete seinen Blick lieber auf die Menschen, die nicht mehr da sind, also die Ermordeten. Die bittere Leerstelle füllte Textseiten und Drehbücher und überblendete die neue Fülle jüdischen Lebens hierzulande: 110 jüdische Gemeinden gibt es inzwischen in Deutschland mit einer lebendigen Jugendkultur. (…) Amos Oz schrieb einmal: Wenn sich eines Tages in den deutschen Synagogen unsere Leute wieder in die Haare kriegen, könne man von Normalität reden. ‹Rabbi Wolff› bestätigt das in schönster Weise.» Andreas Öhler, Die Zeit

 

Reservieren:

Trailer