Tabuthema Suizid

Dem Himmel zu nah

CH 2015, 92 min, DCP, O/d
Regie: Annina Furrer
Mitw.: Karin Furrer, Jonas Furrer, Theres Bosshard, Kurt Nägeli, Heinz Böker, Seo Bun-Sun

Marius, der Bruder der Regisseurin Annina Furrer, war 38 Jahre alt, als er 2009 in Bern von einer Brücke in den Tod sprang. Er war in Zürich kurzzeitig in der psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli interniert und nutzte einen unbegleiteten Ausgang, um mit dem Zug nach Bern zu fahren. Der Suizid des Bruders warf Annina Furrer völlig aus der Bahn, denn bereits 18 Jahre zuvor, im März 1991, hatte sich ihre Schwester Elisabeth in der Toilette der psychiatrischen Klinik Waldau in Bern mit einer Windjacke erhängt. Dabei hatte die 1971 in Bern geborene Regisseurin eine glückliche und wohlbehütete Kindheit. Die Autorin zahlreicher TV-Dokumentarfilme und des Kinofilms «Züri West – Am Blues voraus» wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, ging mit ihren zwei Geschwistern in eine von ihren Eltern gegründete freie Volksschule, die Familie besass ein Ferienhaus in den Bergen und die Kinder hatten viele Freiheiten. 1975 adoptierten die Eltern den damals vierjährigen Koreaner Dong-Hyun und integrierten ihn unter dem Namen «Marius» in die Familie, später adoptierte die Familie noch einen weiteren Jungen, Jonas. Das Trauma eines aus einer fremden Welt stammenden Kindes und die Welt von Drogensucht und psychischer Erkrankung sind zwei erzählerische Elemente, die sich wie ein roter Faden durch diesen Familienfilm ziehen, der immer wieder versucht, in Worte zu fassen, verstehen zu wollen, was letztlich unverständlich bleiben wird. In komplexer Verbindung von aus dem Off kommentierten Rückblenden, Archivmaterial, Selbstreflexionen und Familiengesprächen hat Annina Furrer einen so mutigen wie wichtigen Film geschaffen über das schreckliche Phänomen, dass sich in der Schweiz jährlich 1200 Menschen umbringen. «Woody Allen hat über den Tod einmal gesagt: ‹Ich bin dagegen.› Das kann ich unterschreiben. Vielleicht habe ich mittlerweile etwas weniger Angst. Aber nicht viel. Endlichkeit fährt einem erst so richtig ein, wenn man jemanden wirklich Nahen verliert.» Annina Furrer

 

Anschliessend Podiumsgespräch mit der Regisseurin Annina Furrer, Barbara Stehle, Fachstelle Trauer nach Suizid, und Dr. med. Thomas Maier, Chefarzt Psychiatrie SG Nord. Moderation: Jürg Engler. In Zusammenarbeit mit dem Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit und der Fachstelle Trauer nach Suizid.

 

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