Premierenfilm

A Forgotten Man

CH/UK 2022, 85 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Laurent Nègre
Darst.: Michael Neuenschwander, Manuela Biedermann, Clea Eden, Yann Philipona, Sabine Timoteo, Peter Wyssbrod, Margherita Schoch, Victor Poltier, Yves Raeber u.a.

Bern im Mai 1945: Heinrich Zwygart, seit 1938 Schweizer Botschafter in Berlin, hat es gerade noch geschafft, aus der kurz vor dem Fall stehenden Hauptstadt des Nazi-Reiches zu flüchten. Zu Hause angekommen, ist er überzeugt, dass ihm für die Erfüllung seiner schwierigen Mission im Dienste des Vaterlandes höchste Ehrungen zustehen. Doch bereits im Kreise seiner nächsten Angehörigen gibt es Kritik an seiner Willfährigkeit den Nazis gegenüber. Als dann auch noch das offizielle Bern auf schroffe Distanz zu ihm geht, bricht für ihn eine Welt zusammen. Da holt ihn auch noch eine alte Geschichte ein … Nach der temporeichen Komödie «Opération Casablanca» (2010) um islamistische Terroristen und dem irrwitzigen Mockumentary «Confusion» (2015) über den Schweizer Politbetrieb, beweist der Genfer Regisseur und Produzent Laurent Nègre auch in seinem neuen Film sein Gespür für Politik. Inspiriert von Thomas Hürlimanns 1991 veröffentlichtem Theaterstück «Der Gesandte», erzählt «A Forgotten Man» mit verhaltenem Spott und in kontrastreichen Schwarz-Weiss-Bildern von den Lebenslügen einer Schweiz, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges alles richtig gemacht haben will. Und setzt dem verhinderten – und heute auch weitgehend vergessenen – Hitler-Attentäter Maurice Bavaud ein Denkmal. Für seine Rolle als Botschafter Zwygart wurde Michael Neuenschwander für den Schweizer Filmpreis als bester Darsteller nominiert. Andreas Scheiner schreibt in der NZZ: «Anschaulich zeigt der Film den unmittelbaren Nachkriegsgroove: Die Verdrängungsleistung ist enorm, die Schweiz mit sich im Reinen. Es geht höchstens noch darum, wem der grössere Dank dafür gebührt, dass das Land keinen Kratzer abbekommen hat: dem diplomatischen Geschick oder dem wehrhaften Gerassel? ‹A Forgotten Man› erzählt von einem Mann, der vergessen will (…) und von einem Gespenst, das den Botschafter verfolgt. Ein Gespenst in Form von Maurice Bavaud, jenem jungen Schweizer, der Hitler töten wollte. Und der im Film von Zwygart (und in der Realität auch von Botschafter Frölicher) seinem Schicksal am Schafott überlassen wurde.»

 

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