Premierenfilm

It Is Not Over Yet (Mitgefühl)

DK/DE 2021, 96 Min., DCP, O/d, ohne Altersbeschränkung
Regie: Louise Detlefsen
Mitw.: May Bjerre Eiby, Lotte Nørreslet, Inge, Jørgen, Vibeke, Thorkild, Grethe, Birthe u.a.

Kuchen und Sekt statt Medikamente: Im kleinen dänischen Pflegeheim Dagmarsminde findet sich immer ein Anlass zum Feiern – sei es der Geburtstag der Königin, ein Hochzeitstag oder ein Abschied. Die engagierte Gründerin May Bjerre Eiby nennt ihre aussergewöhnliche Behandlungsmethode «Umsorgung». Ihre Berufserfahrung als Krankenschwester und negative Erlebnisse mit ihrem an Demenz erkrankten Vater in einem Pflegeheim brachten sie dazu, selbst eine Einrichtung zu gründen. Mit eigenen Ersparnissen baute sie eine alte Werkstatt zum Demenzpflegeheim Dagmarsminde um. Die Regisseurin Louise Detlefsen hat May Bjerre Eiby, ihr Team und die Bewohner:innen während eineinhalb Jahren mit der Kamera begleitet. Letztere profitieren von einem Konzept, dass auf Mitgefühl, Zuwendung sowie Humor setzt und das starre Rollenverhältnis zwischen Senior:innen und Personal bewusst lockert. Berührungen, Gespräche, die Freude an der Gemeinschaft und der Natur sind Teil der Behandlung, auf den Einsatz sedierender Medikamente wird nach Möglichkeit verzichtet. Auch wenn die Bewohner:innen am Frühstückstisch oft wieder vergessen haben, wo sie sind und ob ihr Ehepartner:innen noch bei ihnen sind, holt sie der liebevolle Umgang des Teams immer wieder ins Hier und Jetzt. Das Bemerkenswerteste ist: Dem Heim stehen nicht mehr Mittel zur Verfügung als anderen, die Bewohner:innen sind nicht reich. Dagmarsminde beweist, dass eine gute und würdevolle Pflege auch ohne finanziellen Sonderaufwand möglich ist. Simon Hauck schreibt auf kino-zeit.de: «Dramaturgisch fair austariert, ohne klassisch gesetzte O-Töne oder abstraktes Expertensprech und mit einem feinen Dokumentarfilmerinnengespür für herzergreifende wie lebensbejahende Momente funktioniert Detlefsens Film als behutsam-respektvolle Feier des Daseins, die an keiner Stelle ins Melodramatisch-Rührselige abdriftet, sondern ihren schnell vertrauten elf Protagonist:innen in toto gebührend Raum und Zeit schenkt. Dabei plädiert ihr hochklassiger, völlig unpädagogisch erzählter Dokumentarfilm im Stillen sehr deutlich für einen gänzlich neuen Begriff von Pflege plus Menschlichkeit, der hoffentlich auch hierzulande aufmerksam registriert wird: Denn alt werden wir alle. Und lediglich ruhig gestellt werden möchte sicherlich keine:r. Nicht wahr?»

 

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